Trockenheit – dies sieht auch Professor Erik Findeisen, Dekan der Fakultät Landschaftsarchitektur, Gartenbau und Forstwirtschaft an der Fachhoschule Erfurt als das dringendste Problem, dem der Wald im Moment ausgesetzt ist: „Dadurch geraten die Bäume unter Stress und können dann die natürlichen Abwehrmechanismen gegenüber Pilzbefall und gegenüber Schädlingsbefall nicht mehr entfalten.“
Klimwandel schreitet zu schnell voran
Ein weiteres Problem, dem sich der Wald stellen muss, ist das Tempo der Extreme, denen die Wälder durch den Klimawandel ausgesetzt sind. Corinna Geißler ist die Leiterin des forstischen Forschungs- und Kompetenzzentrums in Gotha und erklärt dieses Phänomen so: „Dieser doch stärker werdenden Klimawandel in immer rascherer Zeitfolge ist für den Wald die größte Herausforderung. Dass dieses Tempo des Klimawandels so rasch ist, dass er sich als träges Ökosystem – so ein Baum braucht 100-200 Jahre, um zu wachsen – einfach nicht selber, oder nur sehr langsam, anpassen kann.“Der Wald wandelt sich
Dass sich der Wald ändern wird und muss, steht aufgrund der klimatischen Bedingungen außer Frage. Wie der Wald sich aber konkret verändert, hängt vom Standort ab. Worin sich die meisten Forscher einig sind, ist, dass die Fichte künftig seltener vorkommt, denn sie mag es eher kühl und feucht. Außerdem setzt ihr der Borkenkäfer deutlich zu, da sie durch die anhaltende Trockenheit der letzten Jahr geschwächt ist.Dies muss aber nicht zwingendermaßen schlecht sein, findet Professor Findeisen: „Wir werden die Fichte trotzdem weiter noch haben, kleinstandörtlich – das heißt, wo die Wasserversorgung gewährleistet ist. Und in einer Mischung: Hier werden heimische Laubbaumarten mehr zum Einsatz kommen.“
Lösung: nachhaltige Forstwirtschaft
Um den Klimawandel zu verlangsamen, spielen Wälder eine entscheidende Rolle, denn sie tragen zur Minderung der CO2-Belastung in der Atmosphäre bei und begrenzen den Treibhauseffekt.Doch wie sollen die Wälder unterstützend eingreifen, wenn sie selbst an der Belastungsgrenze sind?
„Das heißt: Klimawandel begegnen durch weniger Verbrauch, Nutzung eigener, nachwachsender Ressourcen. Damit wäre schon einiges gewonnen.“ (Prof. Erik Findeisen, Dekan der Fakultät Landschaftsarchitektur, Gartenbau und Forstwirtschaft an der FH Erfurt)
Eine Strategie sieht Professor Findeisen in der nachhaltigen Forstwirtschaft. Wir sollten uns wieder viel mehr darauf konzentrieren, welche Rohstoffe uns vor Ort zur Verfügung stehen, statt andere Rohstoffe zu importieren und dabei wieder die CO2-Bilanz anzuheben. „Das heißt als, dass wir mit den Rohstoffen arbeiten, die wir hier haben und das sollten Rohstoffe sein, die nachwachsen. Und da ist Holz einer der wichtigsten Rohstoffe. Da hätten wir riesige Potenziale unser Holz hier zu verarbeiten. Und damit Materialien wie zum Beispiel im Bauwesen – Beton, Stahl, Aluminium – da wo es eben geht, auch abzulösen“, so Professor Findeisen.
Die abgeholzten Bäume müssten wieder aufgeforstet werden, dadurch verjüngen sich die Wälder. Allerdings ist es mit Neupflanzung nicht getan: „Insbesondere ein Waldumbau hat zur Folge, dass ich auch andere Baumarten mit einbringen muss, die jetzt noch nicht da sind. Und es ist auch nicht damit getan, dass ich einfach nur Bäume pflanze, sondern die Bestände müssen auch gepflegt werden, […] müssen geschützt werden, damit da draus Wälder werden, aus denen wir das Holz wieder verwenden können.“
Der Wald der Zukunft
Die Wälder der Zukunft ändern sich in ihrer Beschaffenheit. Wie diese im Detail aussehen wird, muss getestet und ausprobiert werden. „Es wird auch dazu kommen, dass wir Baumarten, die jetzt noch in Südeuropa vertreten sind, hier haben werden. Es werden neue Waldbilder entstehen. Das wird sehr spannend, aber Wald wird es hier bei uns immer geben. Vor allem, wenn wir die Chance haben, als Gesellschaft durch Pflanzung und Pflege immer wieder einzugreifen“, erklärt Professor Findeisen eine mögliche Entwicklung.Ein ähnliches Bild zeichnet Corinna Geißler auf Nachfrage: „Wir gehen davon aus, dass der Wald sehr viel baumartenreicher ist – also mit den verschiedensten Baumarten, strukturiert im Alter, dass es ganz junge Bäume und ganz alte Bäume auf einer Fläche gibt. Und dass er eventuell etwas lichter aussieht, als jetzt, damit die Bäume genug Standraum haben, um an die lebensnotwendigen Nährstoffe und das Wasser kommen.“