"Unsere Nerven liegen blank" - Nordhäuser Tafel sendet Hilferuf an Landkreis

"Auf diese Menschenmassen sind wir nicht vorbereitet", erklärt Helga Rathenau, Chefin der Nordhäuser Tafel, verzweifelt im LandesWelle-Interview. 

Seit ein paar Wochen hat die Einrichtung nach einer längeren Schließung aufgrund von Bauarbeiten wieder geöffnet. Seitdem haben die Mitarbeiter alle Hände voll zu tun. 
An helfenden Händen in der Warenbeschaffung und -sortierung und auch an Lebensmitteln fehlt es nicht. "Wir haben ein großes Spenden-Sortiment, welches wir austeilen können", freut sich Rathenau. 

Zu wenig Zeit und zu viele Kunden


Die Sorgen der Nordhäuser Tafel beginnen mit der Ausgabe der Lebensmittel. Seit Ausbruch des Ukrainekrieges zählen auch immer mehr Geflüchtete zu den Kunden. Darin sieht die Tafel-Chefin nun jedoch zunehmend ein Problem. 

Jeden Donnerstag von 10 bis 15 Uhr werden Lebensmittel an Bedürftige verteilt. Der Andrang sei aber mittlerweile so groß, dass es gar nicht mehr möglich ist, jedem einzelnen, der zur Tafel kommt, gerecht zu werden. Hier kommt es dann oft gerade aufgrund von Sprachbarrieren zu Problemen. Manch ein Tafel-Kunde aus der Ukraine würde die Tafel mit einem Laden verwechseln, bei dem es immer alle Produkte genau nach Wunsch gebe. Diese Erwartungen führen zu Frust auf beiden Seiten.

Tafel ist ein Zusatzangebot


Helga Rathenau bringt es noch drastischer auf den Punkt: "Die Nerven unserer Mitarbeiterinnen liegen blank. Wir geben hier Spenden aus, so wie wir sie bekommen. Die Tafel muss als Zusatzangebot verstanden werden, für Menschen, bei denen es ansonsten nicht zum Leben reicht."

Die Initiative der Nordhäuser Tafel selbst Informationen zum Tafel-Betrieb in Ukrainisch auszuhängen, brachte nicht den erhofften Erfolg und Einsehen. Nun hofft man auf Hilfe vom Landkreis. Schon bei Ankunft der Geflüchteten soll hier bessere Aufklärungsarbeit geleistet werden.

Hoffen auf Hilfe und Aufklärung


Bis sich die Situation normalisiert werden nun vor der Nordhäuser Tafel von einer Sicherheitskraft Wartemarken verteilt - 125 Stück für den Tag, denn das ist die maximale Anzahl von Haushalten, die in der Zeit bedient werden können. Wer keine Marke mehr bekommt, kann es nur in der nächsten Woche wieder probieren. 

Ein zweiter Ausgabe-Tag, wie manche angeregt haben, sei logistisch und personell für die Nordhäuser Tafel und deren Freiwillige nicht zu stemmen. Allerdings soll für die Ausgabe-Zeit ein Schichtsystem eingeführt werden, um die Mitarbeiterinnen zu entlasten.

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