Der Grund: Erstmals seit 1999 wird die Gebührenordnung für Tierärzte aktualisiert. In ihr ist festgelegt, für welche Leistung Tierärzte wie viel berechnen dürfen – und an diesen Kosten hat sich seit 20 Jahren nichts geändert. Die Praxen sind seitdem deutliche moderner geworden, die Kosten und Anforderungen sind gestiegen und natürlich brauchen auch die Angestellten der Praxen einen Lohn, von dem man Leben kann - so werden die teils massiven Preisanstiege begründet. Die Zusammensetzung der neuen Gebühren beruht auf einer unabhängigen Studie, die das Bundeslandwirtschaftsministerium in Auftrag gegeben hat und von Mai 2020 bis Februar 2021 durchgeführt worden ist.
Wie verändern sich die Preise?
Eine normale Untersuchung beim Hund kostet beispielsweise laut Thüringer Tierärztekammer bald zehn Euro mehr, nämlich 23,60 Euro statt 13,60 Euro. Die Kosten für eine Impfung verdoppeln sich sogar von 5,77 Euro auf 11,50 Euro. Eine allgemeine Untersuchung für eine Katze steigt von 9 auf 23.60 Euro an.
Bei diesen Preisen handelt es sich nur um den Grundbetrag. Schon jetzt können Tierärzte im eigenen Ermessen den Grundbetrag ein- bis dreifach verrechnen - dabei werden Faktoren hinzugezogen wie die Schwierigkeit der Leistung, der Zeitaufwand, der Zeitpunkt des Erbringens der Leistungen, der Wert des Tieres und die örtlichen Verhältnisse. Besonders im Notdienst fällt oft das Vierfache des Grundpreises der Behandlung an, aber auch die Besitzer beispielsweise teurer Rassehunde müssen tiefer in die Tasche greifen, als Besitzer von Mischlingen.
Dieses Prinzip wird auch bei den neuen, teureren Grundpreisen weiter gelten.
Erhöhtes Tierleid in vielen Bereichen befürchtet
Tierschützer haben Sorge, dass durch die höheren Kosten vermehrt Tiere im Tierheim abgegeben oder gar einfach ausgesetzt werden. Doch auch die Tierheime sind bereits jetzt schon teils über die Grenze des Leistbaren hinaus belastet. "Wir werden in Zukunft sehr darauf achten müssen, welche Tiere wir noch aufnehmen, um diese auch ordentlich tierärztlich behandeln lassen zu können", sagt Jennifer Schenk, die Leiterin des Tierheims Nordhausen, gegenüber LandesWelle Thüringen. "Wir müssen sowieso schon sehr, sehr auf unsere Kosten achten, da natürlich die Energiepreise auch sehr gestiegen sind - eigentlich ist alles in die Höhe geschossen." Das Tierheim ist, wie viele andere auch, auf Spenden angewiesen - doch woher sollen die kommen, wenn den Menschen immer weniger Geld zum Leben bleibt?
Tierschützer befürchten auch, dass sich neben mehr Abgabetieren auch das Tierleid hinter verschlossenen Wohnungstüren größer wird. Halter, die sich den Tierarztbesuch nicht mehr leisten können, müssten ihre Schützlinge unbehandelt lassen, verpasste Routineuntersuchungen gäben auch Krankheiten und Infektionen die Möglichkeit, sich ungehindert auszubreiten.
Erhöhtes Tierleid wird auch in der Landwirtschaft erwartet: Hier könnte der Fall eintreten, dass Tiere mit weniger wirtschaftlichem Wert für Landwirte – beispielsweise männliche Kälber – unbehandelt bleiben, da dies einen finanziellen Verlust bedeuten würde.
Was können Tierbesitzer tun?
Um sich für die höheren Tierarztkosten zu wappnen, gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Auf jeden Fall ist es empfehlenswert, sich ein Finanzpolster anzulegen, das drohende Tierarztkosten auffängt - so konnten Tierbesitzer beispielsweise monatlich einen Betrag zurücklegen, der nur für die Gesundheit der Haustiere gedacht ist.
Auch der Abschluss einer Tierkrankenversicherung kann sinnvoll sein – hier sollte man allerdings bei der Auswahl ganz genau hinschauen. Nicht alle Versicherungen haben die gleichen Leistungen inbegriffen, zudem kann ein Beitritt an bestimmte Bedingungen geknüpft sein, z.B. wenn es sich bei dem zu versichernden Tier um eine krankheitsanfällige Rasse handelt. Bei älteren Tieren oder bei Vorerkrankungen wird mitunter ein tierärztliches Gutachten über den Gesundheitszustand gefordert. Ab einem bestimmten Alter werden Sie bei den meisten Versicherungsunternehmen keine Versicherung mehr bekommen - zum Beispiel bei Hunden, die älter als sieben Jahre sind, ist das Angebot überschaubar.
Es kann laut Verbraucherzentrale sinnvoll sein, eine reine OP-Kostenversicherung abzuschließen, um die teuren Operationskosten mindestens zu einem Teil erstattet zu bekommen. Für solche Tarife sind die Beiträge niedriger als für die umfassenderen Policen. Von diesen raten die Verbraucherschützer eher ab, da Routineuntersuchungen und -behandlungen wie beispielsweise eine Kastration oder das Chippen nicht abgedeckt sind. Außerdem übernehmen diese Versicherungen oft nur den zweifachen Gebührensatz der Behandlungen, Tierärzte verlangen jedoch in den meisten Fällen den dreifachen Gebührensatz.