Lüftungsdebatte im Klassenzimmer

Konzentrationskick oder Kälteschock – die richtige Belüftung ist seit der Corona-Pandemie in aller Munde. Nicht nur in Bürogebäuden, sondern auch in Schulen und Klassenzimmern müssen Aerosole vermieden werden. Experten empfehlen deshalb ein Stoßlüften alle 20 Minuten – mit der Gefahr, dass die Raumtemperatur beachtlich sinken könnte.
 

Mit Decke und Daunenjacke

Auch wenn so ebenfalls die Gesundheit von Schülern und Lehrpersonal durch erhöhte Grippe- und Erkältungszahlen gefährdet ist, werden gut gelüftete Klassenzimmer auch vom Deutschen Philologenverband, ein Zusammenschluss von Lehrern an Schulen und Bildungseinrichtungen, gefordert. Mütze, Jacke, Schal und sogar Decken seien deshalb zukünftig während des Unterrichts erlaubt. Schließlich wird es ab jetzt immer kälter! So ist die Aussage deutlich: Es sollte sich warm angezogen werden. Susanne Lin-Klitzing, Vorsitzende des Philologenverbandes, empfiehlt dafür das Zwiebelprinzip – mehrere Schichten Anziehsachen, sodass die Schülerinnen und Schüler für jede Raumtemperatur gewappnet sind.
 

Funktionierende Fenster schaffen frische Luft

Aber nicht nur die Ausstattung des Kleiderschrankes sei von Bedeutung: „Wir brauchen vor allem genügend Räume mit funktionierenden Fenstern!“, sagt Lin-Klitzing. Doch in den Thüringer Schulen scheint dies bisher kein Problem darzustellen. Die meisten Räume bieten Lüftungsmöglichkeiten, die spätestens alle 45 Minuten für frische Luft verwendet werden können. Meistens bleiben die Fenster jedoch aktuell einfach dauerhaft offen, erklärt Frau Sokra, Schulleiterin der Grundschule Worbis. „Jeder kann das auch so für sich entscheiden. Wenn es also unangenehm kalt wäre, würden sie einfach die Fenster schließen. Aber ich hab in allen Räumen bei geöffneten Fenstern unterrichten können und es war ein angenehmes Arbeitsklima“, meint Sokra.

Auch Thüringens größte Grundschule, die Europaschule in Erfurt, sieht das Lüften vorerst nicht als problematisch an. Nach 45 Minuten mit 20 bis 30 Kindern in einem Raum werde es warm und man freue sich über die frische Luft.

Politik hat zu spät gehandelt

Aktuell scheint die kalte Luft noch harmlos, doch der Herbst hat eben erst begonnen. „Prinzipiell bedeute Politik eigentlich vorausschauendes Handeln. Wenn man jetzt an Herbst und Winter denkt und das auch rechtzeitig getan hätte, dann muss klar sein, dass die Schulen vor Ort besser ausgestattet sein müssen“, kritisiert Lin-Klitzing vom Philologenverband. Schließlich sei das Bedürfnis nach Corona-konformen Klassenräumen ja nicht neu.

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