Kursinhalte sind praktische Tipps der Krankenpflege, aber auch Wissen über Patientenverfügungen und Vorsorgevollmachten.
Kornelia Goldermann ist eine von drei neuen Kursleiterinnen in Südthüringen – und bietet ihren Kurs ab November mit Hilfe der Meininger Volkshochschule an.
„Letzte Hilfe“ als neuer Kurs ab Herbst in Südthüringen
Ganz unbekannt ist Kornelia Goldermann das Thema „Sterbebegleitung“ nicht. Denn sie arbeitet bereits beim Sozialwerk Meiningen im ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienst. Deshalb liegt ihr das Thema „Letzte Hilfe“ auch sehr am Herzen.„Das Leben und das Sterben gehört nun mal zusammen. Und früher war es ganz normal, dass das in der Familie geschehen ist. Es ist wichtig, dass die Menschen keine Angst davor haben, jemanden zu pflegen oder zu begleiten.“ (Kornelia Goldermann im LandesWelle Thüringen-Interview)
Coronabedingt lief die Schulung zur Kursleiterin etwas anders ab, als erwartet. Der Kurs war eine reine Online-Veranstaltung. Zusammen mit zwei anderen Südthüringerinnen hat Kornelia Goldermann den Kurs erfolgreich absolviert und bietet in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Meiningen einen „Letzte Hilfe“-Kurs am 22. November 2021 an. Ein weiterer Termin ist für den 07. März 2022 geplant.
Darüber hinaus kann sich Kornelia Goldermann vorstellen, Kurse oder Informationsveranstaltungen auch in der Gemeinde zu veranstalten. Goldermann: „Wir haben eine neue Pastorin und mit der werde ich mich im August auch mal treffen. Und da werde ich auch mal vorschlagen, ob wir nicht in der Kirchgemeinde auch mal einen Informationsabend veranstalten kann.“
Kursinhalt: „Das kleine Einmaleins der Sterbebegleitung“
Der Kurs umfasst vier Module:- Sterben als Teil des Lebens
- Vorsorge und Entscheidungen treffen – Was kann ich noch selber regeln und was möchte ich am Lebensende?
- Leid lindern – Dieses Modul umfasst auch praktische Pflegetipps.
- Abschied nehmen
Wie sorge ich für schwerkranke und sterbende Menschen? Wie gehe ich mit meiner eigenen Trauer um? Welche Dokumente und Unterlagen brauche ich, wenn es zu Ende geht? – Das sind nur einige der Fragen, die in dem Kurs behandelt und beantwortet werden.
Kornelia Goldermann möchte die Menschen vor allem auch dazu animieren, sich wieder mehr zu trauen: „Wir merken auch, dass die Begleitung im häuslichen Bereich zunehmen. Die Menschen trauen sich mehr zu, Menschen zu Hause zu lassen. Auch dass sie zu Hause sterben können. Es ist wichtig, dass die Menschen sagen: Ich probier’s einfach und wenn ich nicht mehr weiterkomme, gibt es jemanden, der mir weiterhilft.“ Denn es gibt immer Hilfe irgendwo, man muss nur die Stellen kennen, wo man diese Hilfe bekommen kann.
Palliativmediziner befürworten Auseinandersetzung mit dem Tod
Dass sowohl Angehörige, als auch Sterbende sich mit den Themen Tod und Sterben auseinandersetzen, begrüßt auch PD Dr. med. Ulrich Wedding, Chefarzt der Abteilung Palliativmedizin am Uniklinikum Jena. „Das ist ein Thema, mit dem sich jeder beschäftigen soll: Was ist mir im Leben wichtig und was ist mir im Sterben wichtig? Und sich da drüber in Zeiten, wo man das kann und gesund ist, Gedanken zu machen. Aber besonders auch zu Zeiten, wo Krankheiten festgestellt werden“, so Dr. Wedding.Die „Letzte Hilfe“ ist vergleichbar mit der „Ersten Hilfe“: Bei beiden wird sich mit Situationen beschäftigt, von denen man nicht weiß, wann sie eintreten. Sich darauf vorzubereiten, erleichtert den Umgang mit der Situation.
Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht
Vor allem in Bezug auf eine Vorsorgevollmacht oder eine Patientenverfügung sind die Mediziner dankbar, wenn sich im Vorherein Gedanken gemacht wurden.Mit einer schriftlichen Patientenverfügung können Patientinnen und Patienten festlegen, ob bestimmte medizinische Behandlungen durchgeführt oder unterlassen werden sollen, falls sie nicht mehr dazu in der Lage sind, dies selbst zu entscheiden. Die behandelnden Ärzte sind an diesen Patientenwunsch gebunden.
Über die Vorsorgevollmacht wird einem anderen Menschen die Entscheidungsbefugnis über die medizinische Behandlung übertragen. Dieser soll dann im Sinne des Patienten entscheiden.
In beiden Fällen ist es wichtig, die betreffenden Personen, aber auch generell die Angehörigen über seine Wünsche und Entscheidungen zu informieren.
Sterbebegleitung auch gut für Angehörige
Dass die Sterbenden nicht alleine gelassen werden, dass sie – auf Wunsch – in ihrem gewohnten Umfeld die letzte Reise antreten dürfen, ist wichtig. Deshalb werden Patienten und Angehörige auch vom Uniklinikum in Jena unterstützt, wenn sie die Palliativstation Richtung Heimat verlassen: „Neben der Station gehört auch ein ambulantes Palliativteam, das zu Hause den Hausarzt und Pflegedienst mit palliativmedizinischem Wissen unterstützt und damit auch eine Betreuung zu Hause zu gewährleisten“, erklärt Dr. Wedding.Für die Sterbenden ist es gut, wenn sie in der Situation nicht alleine sind. Für Angehörige ist dies aber auch wichtig, denn diese können den Sterbeprozess auch als Chance wahrnehmen sich zu verabschieden. Dr. Wedding: „Wenn wir im Gegenzug Angehörige erleben, die mit einem plötzlichen Tod konfrontiert sind, tun diese sich ungleich schwerer.“
Was tun, wenn der Angehörige zu Hause stirbt?
In den Kursen der „Letzten Hilfe“ wird erklärt wie im Todesfall zu reagieren ist. Wenn der Sterbeprozess abzusehen ist, werden Angehörige vermutlich schon Gespräche mit dem Palliativteam und dem Hausarzt geführt haben. Das Palliativteam bietet eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung an und kann im Todesfall rasch helfen. Ansonsten wird der Hausarzt oder der ärztliche Notdienst gerufen, der den Tod feststellt.Möglich ist nach dem Tod, dass der Verstorbene noch eine begrenzte Zeit in seinem Zuhause bleibt und alle Angehörigen, Freunde und Familie, sich in den vertrauten Räumen verabschieden können.