Grille, Heuschrecke & Co. - Neue EU-Verordnung für Insekten im Essen

Grillen, Käfer oder Maden im Essen: Die Europäische Union schickt uns alle in die Dschungelprüfung. Denn ab dieser Woche sind Insekten im Essen zugelassen. Was das für Sie bedeutet und wie Sie erkennen, was genau drin ist, lesen Sie hier nach.

Die Europäische Union hat die Lebensmittelverordnung erweitert. Neben Mehlwürmern, die bereits seit zwei Jahren im Essen erlaubt sind, und Heuschrecken, dürfen ab Dienstag, den 24. Januar 2023, auch Grillen und ab Donnerstag, den 26. Januar 2023, Getreideschimmelkäfer zu und in Lebensmitteln verarbeitet werden. Was bedeutet das nun aber für Sie und Ihre Lebensmittel?

In welcher Form kommen die Insekten ins Essen?


Dass Insekten Bestandteil unserer Lebensmittel sind, ist gar nicht so neu, wie uns Luise Hoffmann, Referatsleiterin Lebensmittel und Ernährung der Verbraucherzentrale Thüringen, im LandesWelle Thüringen-Interview erklärte. Neu ist die Verarbeitungsform: "Die Grillen sind schon seit letztem Jahr März erlaubt. Jetzt darf auch das entfettete Pulver verwendet werden." Sie sind trotzdem in Europa kein traditionelles Lebensmittel und müssen deshalb zugelassen werden. Die Insekten werden zu Pulver verarbeitet, teilweise entfettet und in Lebensmitteln untergemischt. Bei 100 Gramm Fleischersatz dürfen beispielsweise fünf Gramm aus Insekten bestehen.

So erkennen Sie, ob Insekten drin sind


Ob Krabbeltiere im Essen sind, muss nicht plakativ auf der Vorderseite gekennzeichnet werden. Dennoch werden Sie auf den Verpackungen fündig. "Das muss in der Zutatenliste gekennzeichnet werden. Die dürfen nicht einfach so ohne eine Kennzeichnung untergemogelt werden", sagt Luise Hoffmann. Achten Sie auf Begriffe wie „teilweise entfettetes Pulver aus Acheta domesticus“. Das bezeichnet die Hausgrille. Die Grille darf zum Beispiel in Soße, Brot, Backmischungen, Pizza, Fleisch- oder Fleischersatzprodukten in Pulverform vorhanden sein. 
Die Bezeichnung „gefrorene Larve/Paste aus Larven von Alphitobius diaperinus“ weist auf den Getreideschimmelkäfer hin. Dieser kann sich in Porridge, Brot und Brötchen, Nudeln, Chips, Fleisch- oder auch Fleischersatzprodukten verbergen.
Die Verbraucherzentrale Thüringen wünscht sich aber natürlich, dass die Kennzeichnung direkt auf der Schauseite zu sehen ist: "Damit alle Menschen, die gerne Insekten ausprobieren wollen, das sehen. Aber natürlich auch die, die das nicht in ihrem Essen haben wollen", erklärt Luise Hoffmann.

Allerding geht sie davon aus, dass bestimmte Hersteller eine plakative Kennzeichnung für Marketingzwecke bewusst nutzen werden: "Weil solche Insektenprodukte natürlich spezielle Liebhaberprodukte sind. Sie sollen neugierige Verbauchergruppen ansprechen oder auch solche, die auf Protein Wert legen - also Sportler und Aktive."

Können die Insekten problematisch sein?


Abgesehen vom Ekelfaktor, den die Vorstellung Insekten zu essen vielleicht hervorrufen könnte, sind die pulverisierten Krabbeltiere eigentlich kein Grund für Bedenken. Außer Sie sind Allergiker. Dann müssen Sie auf ein paar Hinweise achten: Hausgrillen sind den Krustentieren sehr ähnlich, die wiederum zu den zwölf Hauptallergenen zählen. Auch Allergien auf Hausstaubmilben sollten beachtet werden. "Es ist zumindest ein Hinweis vorgeschrieben, direkt unter der Zutatenliste, damit auch diejenigen, die davon noch nicht gehört oder gelesen haben, die Information erhalten, dass sie bei diesem Lebensmittel aufpassen müssen", erklärt Luise Hoffmann, wo Allergiker den Hinweis finden können.
Da die Insektenpulver erst neu auf den Markt kommen, ist es möglich, dass noch nicht alle Allergien berücksichtigt worden sind. Besonders bei unverpackten Lebensmitteln wie Brot, Brötchen oder Gebäck, sollten Sie deshalb im Imbiss oder beim Bäcker nachfragen.

Wie viele Insekten werden nun im Essen verarbeitet?


Vorerst spielt das Insektenpulver eher eine untergeordnete Rolle. Die Besorgung ist teuer und nicht in großen Mengen möglich. Allerdings ist die Produktion umweltfreundlicher und nachhaltiger, weil die Insekten weniger Platz benötigen und nicht so viele Treibhausgase, wie beispielsweise Rinder, verursachen.
Außerdem sind Insekten kleine Superfoods: Sie liefern hochwertiges Eiweiß, viele Omega-3 Fettsäuren, Mineralien, Vitamine und Ballaststoffe. Zusätzlich beinhalten sie viel Protein, zum Teil sogar doppelt so viel wie Rinder- oder Hühnerfleisch. 

"Insekten sind eine ganz interessante Zutat für unsere Zukunft, also für die weltweite Ernährungssicherheit in den kommenden Jahren und Jahrzehnten, weil sie eine alternative Proteinquelle sein können. Aktuell gewinnen wir noch viel Protein aus tierischen Lebensmitteln, die einen großen CO2-Fußabdruck haben. Und hier können Insekten ein Ansatz sein." (Luise Hoffmann über Insekten als Zukunfts-Lebensmittel)

Vegan sind die Krabbeltiere aber nicht, da sie ein tierisches Produkt sind: "Das muss dann jeder für sich entscheiden, ob er da einen Unterschied macht. Bisher sind die bei weitem nicht detailliert erforscht, was eine tiergerechte Haltung bei Insekten ist. Aber Insekten gelten nicht als Fleisch. Das heißt: Solche Ersatzprodukte sind zwar Fleischersatz, aber keine veganen Produkte", so Hoffmann. 
Eine EU-weit einheitliche Regelung zur tier- und artgerechten Haltung gibt es ebenfalls noch nicht.

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