Während für viele Narren der Rosenmontag der Höhepunkt der fünften Jahreszeit ist, feiern Kinder in vielen Kindergärten und Grundschulen auch zum Faschingsdienstag noch eine ausgedehnte Kostümparty!
Kinder schlüpfen gern in andere Rollen
Die Faschingszeit ist besonders bei Kinder im Kindergartenalter beliebt. Sie fiebern daraufhin, sich morgens in ihr Kostüm zu werfen und sich einmal von allen anderen Kindern abzuheben. Dass Kinder mit ihren Verkleidungen in eine andere Rolle schlüpfen können, die sie im Alltag nicht haben, ist für Dr. Rüdiger Bürgel, Erfurter Traumapsychologe, richtig und wichtig: „Das ist gerade so, dass die Jungs Kapitän, Häuptling oder Polizist werden wollen und die Mädels Prinzessin, oder auch das Böse: eine Hexe! Das sind alles solche Dinge, wo Kinder in Rollen gehen, die ihnen einfach mal gut tun.“
Dass verschiedene Verkleidungen, die Menschengruppen wie Zigeuner oder Indianer darstellen, stigmatisiert werden, findet Bürgel in der kindlichen Wahrnehmung nicht gerechtfertigt: „Ich selber hab früher Cowboy gespielt und kann mich nicht dran erinnern, dass ich ein Kind traumatisiert habe oder traumatisiert wurde. Ich denke, das wird in der Gegenwart ein bisschen gesellschaftlich bewertet, wo man mehr Neutralität haben sollte.“ Durch diese Stigmatisierung ginge das Kindliche im Spiel verloren.
Verkleidungen wirken zudem anregend auf die Kreativität der Kinder und fördern die emotionale Entwicklung, indem sie beispielsweise das Empathievermögen der Kinder stärken. Dies geschieht, indem diese sich in andere Rollen hineinfühlen müssen.
Gruselkostüme zunehmend ein Problem
Ein Problem werden Kostüme allerdings, wenn sie nicht mehr nur spaßig sind, sondern durchaus Angst hervorrufen können oder sollen. Immer mehr auch kleine Kinder werden als Zombies, Horror-Clowns oder auch als sehr gruselige Hexen und Vampire verkleidet.
Das kann für Kinder problematisch werden. Denn wenn diese verkleideten Kinder merken, dass sie anderen Kindern Angst machen, potenzieren sie sich. Das kann sogar in Machtspielen gipfeln, die dazu führen, dass Kinder an Fasching und Verkleiden kein Vergnügen mehr haben, so Dr. Bürgel.
Allerdings kann man als Erzieher oder Elternteil die Angst, die bestimmte Kostüme ausüben, als eine Art „pädagogischen Ansatz“ nutzen: Indem man mit den Kindern bespricht, was für Auswirkungen das eigene Verhalten im Zusammenhang mit dem Kostüm auf andere Kinder hat – und wie die Kinder aus dieser Situation wieder herauskommen.
Kostümverbote sind nicht immer zielführend
Ein Erfurter Kindergarten war im Faschingsvorfeld in die Schlagzeilen geraten, weil die Einrichtung, in Absprache mit der Elternvertretung, von einer Verkleidung am Rosenmontag und Faschingsdienst abgesehen hat. Damit soll verhindert werden, dass bestimmte Stereotype in den Kostümen, sich erhärten. Der Kindergarten will damit ein Zeichen für „kultursensible Pädagogik“ setzen.
Ein weiterer Grund ist, dass einige Kinder sich vor den verkleideten Menschen fürchten können. Diese Angst kann, wie bereits erwähnt, berechtigt sein. Manchmal ist die Angst aber auch eine Interpretation der Erwachsenen, so Dr. Bürgel. Und weiter: „Das ist erstmal etwas, wo die Freude und die Neugier überwiegt: Was zieht der andere an? Womit verkleidet sich der andere?“
Ein Verbot führe oftmals zu nichts, meint Dr. Bürgel, stattdessen sollte mit den Eltern und Kindern gearbeitet werden. Manchmal helfen auch themenbezogene Veranstaltungen wie das Motto „Zirkus“ oder „Zoo“.