Der erste Sorgenanruf vor 30 Jahren: Telefonseelsorge in Thüringen

Es ist der 04. November 1992 – Christoph Kuchinke ist kurz vor 18 Uhr in der Michaelisstr. in Erfurt und versucht gerade die Telefonleitung für die neue Telefonseelsorge aufzubauen. Erst vor paar Minuten wurde das Telefon überhaupt erst freigeschaltet. Um 18 Uhr soll es offiziell los gehen, um 17:50 Uhr ruft aber schon die erste Hilfesuchende an, erinnert sich Kuchinke: "Es stand noch kein Tisch und kein Stuhl im Zimmer, weil ich noch nicht soweit war. Aber dann klingelte es schon. Also habe ich mir nur schnell Stift und Papier genommen, mich auf die Erde gesetzt und habe das Gespräch geführt. Der Andere weiß ja nicht, wie man sitzt und steht." Es war eine Frau gewesen damals, erinnert sich Kuchinke. Über welches Thema gesprochen wurde, das wisse er allerdings nicht mehr.

Rund um die Uhr erreichbar


Die ökumenische Telefonseelsorge ist das einzige Hilfsangebot, was rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr erreichbar ist. "Damit ist das ein sehr niederschwelliges Angebot", sagt Kuchinke. Und das gibt es jetzt auf den Tag genau seit 30 Jahren. Kuchinke selbst war 10 Jahre dabei und hat die Telefonseelsorge auch lange geleitet. Wer für die Telefonseelsorge ehrenamtlich arbeiten möchte, kann das mittlerweile von Zuhause aus tun. Es braucht aber eine Ausbildung, denn die Themen können auch sehr schwer ertragbar sein. "Es war von Anfang an klar, dass die Ehrenamtlichen eine Supervision brauchen, damit schwierige Themen besprochen werden kann", erinnert sich Kuchinke. Denn manchmal könne man den Menschen nicht mehr helfen: "Ich will nicht sagen, dass es keine Hoffnung gibt. Aber wenn jemand den Spalt in der Tür nicht sehen kann, dann ist es schwierig." 

Reden hilft


Vielen kann jedoch durch die Telefonseelsorge geholfen werden. "Allein das drüber reden, da merkt man manchmal so, ja alleine dass ich das jetzt mal aussprechen konnte und mir jemand zugehört hat, macht die Situation besser!", berichtet Kuchinke. Wichtig dabei wäre die Anonymität, sowohl die der Anrufer als auch der Telefonseelsorger. Denn dadurch kann ein offenes Gespräch stattfinden. Am Anfang wäre es noch ein Anruf pro Stunde gewesen, mittlerweile stehe das Telefon kaum still, sagt Kuchinke. Die Telefonseelsorge ist damit ein Angebot, was von vielen Menschen wahrgenommen wird.

Wenn Sie Hilfe brauchen: Die Nummern der Ökumenischen Telefonseelsorge sind : 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222. Diese Nummern sind kostenlos, d.h. es fallen keine Telefongebühren an.

Infoveranstaltung


Aktuell arbeiten 64 Menschen als Telefonseelsorger. Aber es werden immer neue Mitarbeiter gesucht. Der nächste Informationsabend der Ökumenischen Telefonseelsorge zur ehrenamtlichen Mitarbeit findet am Mittwoch, den 16. November um 18 Uhr im Gemeindesaal der Katholischen Kirchengemeinde St. Wigbert (Zugang über Barfüßerstraße) in Erfurt statt. Es wird um eine Anmeldung gegeben: 0361/5621620. Weitere Infos finden Sie im Internet: klick!

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