In Erfurt gibt es seit Jahren Streit um die bemalte Fassade des Gebäudes in der Johannesstraße 19. Direkt in Anger-Nähe ist dort unter anderem ein Tortenladen untergebracht und die Fassade ist (passenderweise) mit einer schönen Malerei besprüht: Eine Torte, Tortenzutaten, Früchte, eine Frau die ein Stück Torte isst. Das als Graffiti zu bezeichnen, ist eigentlich fehl am Platz. Und trotzdem will die Stadtverwaltung, dass diese Malerei entfernt wird - weil sie illegal ist.
"Die Wandmalerei stellt eine Werbe-Anlage dar, die baurechtlich nicht zulässig ist. Zudem ist die Malerei auch aus denkmalschutzrechtlichen Gründen nicht erlaubnisfähig", sagt die Stadt auf Anfrage - und auch vor Gericht. Zuletzt hat das Oberverwaltungsgericht das genauso gesehen.
Es sah aus wie in der „Bronx“
Allerdings ist diese Malerei dort schon seit mehr als 10 Jahren an der Fassade. Der Eigentümer des Gebäudes, Heinz-Jochen Spilker, wollte mit dieser Malerei der Stadt eigentlich helfen, da er früher andauernd Probleme mit illegalen Schmierereien hatte. Es „sah aus wie in der Bronx“ sagte Spilke im Landeswelle-Interview. Mit einer schönen Fassaden-Malerei wären Graffiti-Sprayer abgeschreckt oder würden sich eher unbemalte Fassaden suchen, um dort zu schmieren, so der Gedanke. Deshalb habe er eine Entscheidung der Stadt dann auch irgendwann nicht mehr abgewartet sondern einfach gehandelt. Er engagierte einen Künstler, der (passend zum ansässigen Tortenladen) die ikonische Torten-Malerei an die Fassade angebracht hat.
Gerichtsprozess durch verschiedene Instanzen
Plötzlich, nach mehr als 10 Jahren, pocht die Erfurter Stadtverwaltung nun aber dennoch darauf, dass die Fassade bereinigt wird und das Graffiti neutral übermalt wird. Sogar Vollstreckungsbeamte haben nach der jüngsten Gerichtsentscheidung bei Heinz-Jochen Spilker geklingelt und der Forderung Nachdruck verliehen.
Ob er nochmal eine Gerichtsinstanz weiter gehen will, weiß er noch nicht. Heinz-Jochen Spilker ist es langsam leid. Aber er hat wenigstens die Erfurter Bevölkerung ganz klar auf seiner Seite: Während einer Umfrage ist unseren Landeswelle-Reportern kein einziger Passant vor’s Mikro gekommen, der die Malerei als störend oder gar hässlich empfang; das Gegenteil war der Fall.
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