Reiselust ist ungebrochen
Der Reisewille der Thüringer ist wieder da. Das habe natürlich damit zu tun, dass sämtliche Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie weggefallen sind und sich die Menschen wieder vergleichsweise frei in Deutschland und der Welt bewegen können. Deshalb sei die Reiselust wieder ungebremst, beschreibt Brit Willenbockel, Reiseexpertin und Mitarbeiterin im Reisebüro Schäfer in Erfurt die Situation.
Auch die Preissteigerungen bei den Reisen halte viele Thüringer nicht davon ab, wegzufahren, so Willenbockel. „Man hat schon ein bisschen das Gefühl: ‚Wer weiß schon, was noch auf uns zukommt. Wer weiß, was mein Geld morgen noch wert ist. Deshalb jetzt: Feuer frei!‘ Man investiert tatsächlich gefühlt mehr in Erlebnisse und da gehören Reisen unabdingbar dazu“, erklärt Willenbockel weiter.
Vor allem Flugreisen reizen die Thüringer: Schätzungsweise 75 Prozent der über den Verbund „Thürismo“ gebuchten Reisen seien demnach Flugreisen. Der Rest seien Reisen mit eigener Anreise per Auto oder auch Busreisen, die vor allem ältere Reisende bevorzugen, sagt Willenbockel.
Exotische Reiseziele besonders gefragt
Die Thüringer streben in ihrem Urlaub in die Ferne. Vor allem exotische Urlaubsziele sind gefragt.
„Alle Fernziele rücken in den Fokus. Sei es die Arktis, sei es die Antarktis, sei es das südliche Afrika oder auch der Oman ist stark im Kommen. Mittel- und Südamerika sind auch sehr stark nachgefragt.“ (Brit Willenbockel, Reiseexpertin aus Erfurt, über die exotischen Urlaubstrends der Thüringer)
Der Trend gehe in die Ferne, weil natürlich da die Preissprünge noch viel deutlicher spürbar werden werden. Deshalb wollen die Thüringer diese Ziele noch abhaken, bevor sie zu teuer werden.
Flugreisen seien deshalb auch jetzt schon fast nur noch etwas für diejenigen Urlauber, die es sich leisten können. Schwierig werde es für Familien. Brit Willenbockel: „Familien sind die, die durch die Preissteigerungen ein wenig umdenken müssen. Viele können sich eine Flugreise nicht mehr leisten und steigen dann auf das Auto oder auch die Bahn um.“
Familien weichen oft auf Ferienhäuser aus – Pauschalreise boomt
Das Thema „Ferienhaus“ hat sich durch Corona wieder etwas prädestiniert und bietet für Familien viele Vorteile: die Anreise kann individuell gestaltet werden, der Platz ist ausreichend und deutlich geräumiger gegenüber einem Hotelzimmer und die Familien können viel selbst bestimmen. Natürlich spielen die Kosten ebenfalls eine Rolle.
Die bereits totgeglaubte Pauschalreise feiert währenddessen ihr Comeback. Der Grund: die unsichere Situation auf den Flughäfen. Willenbockel erklärt: „Wir haben nach wie vor nur 60 % des Flugaufkommens gegenüber vor Corona und es werden nach wie vor Flüge gestrichen, weil der Kostendruck der Airlines so hoch ist, dass sich keiner leisten kann, mit einer halbvollen Maschine zu starten. Das heißt: Wir kämpfen nach wie vor mit Streichungen, wir kämpfen nach wie vor mit Änderungen.“
„Fange ich an und buche alles einzeln, habe ich keinerlei Absicherung. Diesen Schutz bietet die Pauschalreise. Und da der Deutsche ein sehr sicherheitsorientiertes Wesen ist, boomt tatsächlich die eigentlich schon totgeglaubte Pauschalreise sehr stark.“ (Brit Willenbockel, Reiseexpertin aus Erfurt, über die Pauschalreise)
Möglichkeiten zu sparen gibt es laut Reiseexpertin kaum: Die einzige Sparmöglichkeit liege darin, langfristig zu planen. Die Preise von vor Corona werden nicht mehr erreicht werden. Und auch Last Minute-Angebote gibt es nicht mehr in dieser Ausprägung: „Wir funktionieren mittlerweile wie die Börse: Angebot – Nachfrage.“
„Jedem Sparfuchs kann ich nur den Tipp geben: so langfristig wie möglich den Urlaub planen und buchen!“ (Brit Willenbockel, Reiseexpertin aus Erfurt)
Verbund Thürismo bündelt Kräfte und Kompetenzen
2020 gründeten mehrere Reisebüros und der Veranstalter Vianova den Verbund Thürismo, um Synergien zu schaffen und Kompetenzen zu bündeln. Der Sinn dahinter war, Reisen von Thüringern für Thüringer zu schaffen. Sie haben eine gemeinsame Plattform, über die Reisen gebucht werden können. Der Vorteil dabei ist, dass die Verantwortung und das Risiko nicht mehr nur auf einem Büro liegen, sondern auf allen gemeinsam. Die einzelnen Reisen werden dann von einem der Mitglieder begleitet, sodass die Reisenden einen konkreten Ansprechpartner haben.
Das Augenmerk des Verbundes liegt darauf, Abflüge für Reiseziele nach Erfurt zu holen, die überlicherweise nicht auf dem Flugplan stehen. Deshalb freuen sich die Mitglieder sehr, dass sie einen Charterflug nach Andalusien organisieren konnten, der auch bereits schon ausgebucht ist.
Sommerflugplan konzentriert sich auf Mittelmeerregion, Ägypten und Türkei
Der Sommerflugplan des Flughafens Erfurt-Weimar bietet wie gewohnt die beliebten Reiseziele rund ums Mittelmeer wie Bulgarien oder Griechenland, aber auch Hurghada in Ägypten und die Türkei, das beliebteste Reiseziel der Thüringer, erklärte uns Sprecher Hans-Holm Bühl auf Anfrage.
Neben diesen Reisezielen, die regelmäßig angeflogen werden, gibt es auch wieder Sonderreisen: Hier geht es für die Urlauber nach Andalusien, Venezien, Kalabrien, Jordanien, Großbritannien und es gibt die beliebten Kur-Reisen nach Ungarn.
Mallorca fehlt auf dem Sommerflugplan – bislang!
Allerdings fehlt ein Ziel auf dem Flugplan: Mallorca! Auf Nachfrage erklärte Bühl: „Die Reiseveranstalter sehen die Nachfrage in diesem Jahr in die Türkei höher.“ Allerdings gab es wohl Gespräche auf der Internationalen Tourismusbörse, ITB, in Berlin unter anderem mit Reiseveranstaltern. Nun hofft der Flughafen, dass es doch noch eine positive Entscheidung bezüglich der Flüge von und nach Mallorca kommen wird.
„Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen! Wir hoffen, dass wir bis zum Ende des Monats eine verbindliche Aussage treffen können. (Hans-Holm Bühl, Sprecher vom Flughafen Erfurt-Weimar, über Mallorca als Reiseziel auf dem Flugplan)
Thüringen als Reiseland gefragt
Thüringen als Reiseland ist ebenfalls weiterhin gefragt. An die Zahlen von 2019 kann zwar noch nicht ganz wieder angeknüpft werden, dennoch zeigte sich Christoph Gösel, Geschäftsführer der Thüringer Tourismus GmbH, auf der ITB in Berlin zufrieden mit der Entwicklung des Tourismus im Freistaat.
Vor allem die Reisetrends spielen Thüringen in die Hände, erklärt Gösel: „Kurze Aufenthalte in räumlicher Nähe zum Wohnort. Das ist der Trend. Und den wollen wir mit unserer hohen Zentralität in Thüringen gerne bedienen.“
Die Thüringer Tourismus GmbH möchte vor allem mit den Thüringer Gärten um Touristen werben. Aber auch mit dem Thema „Freiheit“ und damit verbunden mit der Geschichte Thomas Müntzers in Mühlhausen und Bad Frankenhausen sollen Besucher angelockt werden. Und natürlich auch mit den jährlichen Veranstaltungen. Als Beispiele sind hier die Bachwochen oder die Domstufenfestspiele zu nennen.