Projekt "Straßenkreuze": Philipp Bursian hilft Angehörigen

Im Jahr 2019 gab es bislang über 35.000 Verkehrsunfälle in Thüringen. Viele Menschen wurden verletzt, einige starben.
Obwohl wir diese Menschen meistens nicht kennen, kreuzen sich unsere Wege doch öfter als wir glauben, denn nahezu jeden Tag fahren wir an sogenannten Straßenkreuzen vorbei. In Kurven, an Bäumen, hinter Straßengräben erinnern sie uns bei jeder Fahrt an die Menschen, die ihr Leben auf der Straße gelassen haben.
Philipp Bursian aus Weimar hat sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichten hinter den Straßenkreuzen und den Verkehrsunfällen zu sammeln. Aber nicht aus Neugier, sondern um den Angehörigen zu helfen: Er sieht sich als Trauerbegleiter. Denn oft finden Angehörige untereinander nicht die richtigen Worte: „Wenn das in der Familie passiert, wenden sich die Familienmitglieder von den Angehörigen ab, vielleicht auch aus Angst, nicht die richtigen Töne zu treffen. Meine Intention ist, dass wenn jemand von außen kommt, dass der ein Stück weit unterstützen kann. Und das habe ich mir zur Aufgabe gemacht.“


(Foto: Philipp Bursian an einem Straßenkreuz zwischen Weimar und Possendorf)

Über seine Facebookseite „Straßenkreuze – Denn jedes ist eines zu viel“ können Angehörige von Unfallopfern mit ihm in Kontakt treten. Über Bilder des Verstorbenen macht er sich ein persönliches Bild. Er schreibt mit den Angehörigen über das Leben des Verstorbenen, trifft sich, falls gewünscht auch mit ihnen.
Mit Erlaubnis veröffentlicht er anschließend die Fälle auf seiner Facebook-Seite.
„Die Fälle sind für mich erst Fragezeichen. Und wenn sie geklärt sind, sind sie dann Ausrufezeichen.“
Philipp Bursian begleitet die Angehörigen so lange, wie diese es benötigen. Dabei entstehen auch Freundschaften wie zum Beispiel zu Bettina aus Schönstedt bei Bad Langensalza, die ihren damals 18-jährigen Sohn Sebastian vor mittlerweile 11 Jahren bei einem Mopedunfall verlor. Den Kontakt zu Philipp beschreibt sie fast als Schicksalsfügung: „Vielleicht hat er [Sebastian, Anm. d. Red.] ihn ja geschickt. Weiß man ja nicht. Wenn man sich sowas vorstellen kann … Ich kann das.“

Die Gespräche mit Philipp haben Bettina auch Jahre nach dem Tod des geliebten Kindes Trost gegeben. Auch wenn es nicht alle im Freundes- und Bekanntenkreis verstehen:
„[Das] versteht nicht jeder, aber es fragt auch sonst keiner. Das ist ein Tabuthema.“
Philipp Bursian möchte mit seinem Projekt Angehörigen von Unfallopfern helfen, er will zuhören und Trost spenden. Und er möchte darauf aufmerksam machen wie schnell alles vorbei sein kann: „Das Ziel der Aktion ist ja auch, dass andere Menschen sagen: ‚Oh, das Leben kann so schnell vorbei sein! Es ist sehr wertvoll.‘ […] Die meisten Menschen fahren ja an so einem Kreuz vorbei und sagen: ‚Das betrifft mich nicht. Ich kenne die Person nicht.‘“
Und er fordert mehr Respekt im Straßenverkehr von allen Beteiligten. Denn: Jedes Kreuz ist eines zu viel.

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