Sie war Deutschlands „Fräuleinwunder“ 2010 beim Eurovision Song Contest in Oslo! Sie hat Millionen von Platten verkauft. Sie ist Sängerin, Model, Synchronsprecherin, Influencerin – und sie hat ans Aufhören gedacht! Lena Meyer Landruth ist vier Jahre nach ihrer letzten Platte mit ihrem neuen Album „Only Love, L“ wieder da!
Lena hat LandesWelle Thüringen im Interview Rede und Antwort gestanden. Auch zu schwierigen Zeiten in den letzten Jahren.
Dein neues Album „Only Love, L“ ist seit dem 05.04. raus – wie fühlst du dich jetzt?
Ich bin schon erleichtert. Aber ich bin auch total nervös und aufgeregt vor dem Feedback, den Gedanken und Meinungen der Leute. Ich hab schon ein paar Feedbacks von Leuten bekommen, die mir gesagt haben, dass sie das toll finden. […] Und das ist ein ganz schönes Gefühl. Es ist auf jeden Fall große, große Erleichterung.
Lena Meyer-Landrut im Interview
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Lena Meyer-Landrut im Interview
„Only Love, L“ – Das ist ja wirklich das Kürzel, das du an Briefen und so verwendest.
Das war eigentlich immer meine Signatur. Und dann fand ich das irgendwann so passend und hab das als Albumtitel genommen.
Das ist das persönlichste Album, das du je gemacht hast. Wie hört man das?
Die Texte sind halt einfach sehr nah an mir: das ist sehr privat und persönlich. Dadurch, dass ich mir wirklich so eine kleine Auszeit genommen habe, nachdem ich anderthalb Jahre geschrieben habe – und das Album wieder weggeschmissen habe. Dann hab ich mir zwei/drei Monate Zeit genommen, um zur Ruhe zu kommen. Da hab ich mich dann in diesem Ruheraum sehr viel mit mir selber beschäftigt und hab mir viele Notizen gemacht. Diese Gedanken konnte ich dann in Songs verarbeiten und deshalb ist das ein sehr persönliches Album.
Sind denn auf dem neuen Album noch Teile des „angefangen Albums“ drauf oder sind das wirklich alles brandneue Songs?
Ich würde sagen, fünf Prozent sind noch von der Ursprungsversion drauf.
Ich hab geschrieben, weil ich dachte, ich muss ein neues Album machen. Und irgendwann war ich nicht zufrieden, ich war müde… Ich war generell einfach müde, ich war traurig, ich hab mich nicht ganz wohl in meiner Haut gefühlt und hab dann gemerkt, dass ich das Album gar nicht aus Überzeugung gemacht habe, sondern aus gesellschaftlichem Druck. Man ist halt Musiker und macht das nächste Album. Aber das hat mir nicht ausgereicht als Grund. Ich wollte etwas machen, das mir auch etwas bedeutet. Dann hab ich das abgebrochen und mich quasi auf die Reise nach mir selber begeben. Und mich auch gefragt, warum ich mich denn so fühle. Und aus diesen Fragen ist dann das jetzige Album entstanden.
Das Album klingt ein bisschen so, als rechnest du mit allem ab: mit dir selber, mit den Medien…
Als Abrechnung würde ich’s jetzt nicht bezeichnen. Es ist auf jeden Fall einfach ehrlich, meine Gefühle so wie sie sind. Und da ist dann manchmal auch schon ein bisschen Kritik mit dabei.
Du hast es eben auch schon kurz gesagt, dass es dir nicht gut ging. Das klingt schon sehr nach Burn Out.
Ich finde Burn Out ist so ein komisches neues Wort. Ich glaube, es ist eher eine Reise zu sich. Ich glaube, dass es in Vergessenheit gerät, dass wir uns mit uns selber beschäftigen müssen, bevor wir senden können. Und das hat nichts damit zu tun, ob wir in der Öffentlichkeit stehen oder nicht. Es ist nichts Egoistisches daran, dass man sich erstmal um sich selber kümmert, damit man sich dann mit voller Kraft und Klarheit um alle anderen kümmern kann. Und in meinem Beruf ist das nochmal verstärkt, weil ich viel Output gebe. Es ist eher der Aufschrei nach der Suche nach mir selber gewesen. Dass ich die antrete.
Wie findet man da den Weg zu sich selbst?
Ich kann nur sagen, was ich gemacht habe: Mir hat’s wirklich geholfen, mir Zeit für mich zu nehmen. Ich glaube, das ist wie bei allem im Leben: eine klare Entscheidung für oder gegen etwas. Und die muss aus sich selber kommen. Da kann einem jeder Freund und jede Familie noch so viel sagen und raten. Wenn man nicht selber diese Entscheidung trifft und den Willen entwickelt, etwa zu machen, etwas zu verändern, dauert’s wahrscheinlich etwas länger, bis da was passiert.
Du hattest dir damals auch schon ein paar Monate Auszeit gegönnt. Stand’s denn auch zur Debatte, dass du komplett aufhörst?
Ja, stand auf jeden Fall zur Debatte. Und ich glaube, das ist auch total wichtig, dass man da total ehrlich zu sich ist. Dass man nicht aus Angst, diese Antwort manipuliert. Ich glaube, das ist ein Teil dieser Reise: sich Fragen stellen und alle Antworten ehrlich in Betracht ziehen.
Was hättest du gemacht, wenn’s so gekommen wäre? Dass du merkst: Ich will nicht mehr weitermachen?
Dann hätte ich’s [Anm. der Redaktion: das Album] nicht gemacht. Dann hätte ich, glaube ich, abgebrochen erstmal. Wenn ich wirklich fest überzeugt gewesen wäre, dass mir das das Glück gibt, […] hätte ich das wohl wirklich gemacht.
Die Medien sind ja nicht immer zimperlich mit dir umgegangen und haben dir auch oft Stempel aufgedrückt: beim ESC 2010 die frische Abiturientin, dann warst du die Zicke, dann warst du die Unnahbare. Wenn du dir selber aussuchen könntest, welchen du jetzt kriegst, welcher wäre das?
Am liebsten hätte ich natürlich gar keinen Stempel und würde von Leuten ganz unvoreingenommen gesehen und behandelt zu werden. Das ist aber natürlich super-schwierig. Ich versuche einfach so authentisch wie möglich zu sein. […] Ich bin weich und ich bin gelassen. […] Ich weiß gar nicht, ob ich jetzt so große Ansprüche drauf stellen kann, wie Leute mich wahrnehmen. Mir bleibt ja nichts anderes übrig, als normal und echt zu sein und das versuche ich jetzt.
Ich hab mich ganz lange verstellt, weil ich so viel Feedback bekommen haben, auch so viel schlechtes Feedback. Und dann hab ich versuchen, mich zu beschützen. […] Aber das ist halt alles in die falsche Richtung gelaufen, weil es nicht authentisch war. Dann hab ich immer wieder die Klatsche dafür gekriegt und hab dann irgendwann gemerkt, das ist nicht der Weg. Ich sollte wahrscheinlich einfach normal sein.
Du bist mittlerweile nicht mehr nur Sängerin: Du bist Werbegesicht, Model, Jurorin bei „The Voice Kids“, Synchronsprecherin, Influencerin. Was nimmt den meisten Platz ein?
Ich glaube, das Wichtige für mich ist, dass ich von Beruf Sängerin bin und dass ich dadurch so viele Möglichkeiten habe und so frei bin, in dem, was ich machen darf. Die Basis und die Grundlage ist definitiv „Sängerin“.
Ab Juni bist du auf Tour. Was hast du für ein Gefühl, wenn du an die Konzerte denkst?
Ich hab total Bock, ich brenne! Ich hab auf jeden Fall richtig, richtig Lust! Wir planen schöne Sachen […]. Mit den Tänzern sind wir unterwegs. Ich freue mich einfach, das Album live zu spielen!