Nur jede zehnte Schule in Thüringen kann den kompletten Unterricht im neuen Schuljahr abdecken - fast 800 Stellen sind derzeit unbesetzt.
Der Thüringer Lehrerverband hat dem Bildungsministerium kurz vorm Start ins neue Schuljahr die Note "mangelhaft" gegeben. Die Zahlen sprechen an dieser Stelle Bände: jede fünfte Schule in Thüringen muss aktuell mehr als 50 Stunden aus der vorgegebenen Stundentafel ausfallen lassen, im Durchschnitt fehlen an jeder Schule zwei Lehrer.
Kein Corona-Fahrplan für Herbst und Winter
Das eigentlich ärgerliche für die Lehrer dabei ist, dass auch kein Licht am Ende des Tunnels ist. Es gibt noch mehr offene Stellen als zu Beginn des vergangenen Schuljahres. Und auch bei den anderen Forderungen hat sich nicht viel bis nichts getan. Noch immer fordern die Lehrer, den Personalmangel zu beheben, administrative Aufgaben auszudünnen, ordentliche Konzepte zur Entlastung der Schulen und eine bessere digitale Ausstattung.
Die Einstellungsbedingungen- und verfahren sollen - so heißt es in der Forderung - "bedarfsgerecht" angepasst werden. Das heißt also übersetzt, weniger Bürokratie und Vorschriften - wer lehren kann, soll lehren dürfen. Das soll auch für Quereinsteiger gelten.
Auch die Corona Situation an den Schulen bereitet den Lehrern Sorgen. Bisher gibt es keinen genauen Fahrplan. Gut die Hälfte der Lehrenden wünscht sich wieder Tests, die bisher aber nicht vorgesehen sind.
Schulen fühlen sich alleingelassen
Es seien außer allgemeinen Hygieneempfehlungen bislang keine Vorsichtsmaßnahmen vorgesehen, kritisierte der stellvertretende Landesvorsitzende des Verbandes, Frank Fritze. Zwar gebe es an vielen Schulen noch Corona-Tests, doch würden diese in wenigen Monaten ablaufen und dürften auch nur verwendet werden, wenn es einen Anlass dafür gebe - also wenn Schüler Symptome aufweisen.
Laut Fritze wird es nach Auskunft des Bildungsministeriums zu Schuljahresbeginn auch keine Maskenpflicht im Unterricht geben.
Unterm Strich, so geht es aus den Äußerungen des Lehrerverbandes vor, fühlen sich die Schulen angesichts der Probleme mit Lehrermangel, Corona und neuen Schülerinnen und Schülern aus der Ukraine alleingelassen.