Kundgebungen zur Grundsteinlegung der Moschee

Für den umstrittenen Bau einer Moschee in Erfurt wurde am Dienstagmittag offiziell der Grundstein gelegt. Mit dabei Ministerpräsident Bodo Ramelow, der die Religionsvielfalt in Erfurt lobte:
"Wir haben evangelische und katholische Kirchen. Das ist für uns ein normaler Zustand. Aber wir haben auch viele andere Menschen: die Jesiden, Bahais oder Sieben-Tage-Adventisten, Mormonen. Jeder von denen hat ein Recht darauf, sich seinen Raum des Gebetes zu schaffen. Und deswegen ist es gut und richtig, dass die Ahmaddiyah-Gemeinde aus eigenem Geld und eigenem Antrieb sich einen Gebetsraum schaffen will."

Darauf angesprochen, ob die Moschee in Erfurt-Marbach möglicherweise ein Ort von Gewalttaten werden könnte, sagte Ramelow:
"Tatsächlich ist es so, dass ein Ort wie dieser auch den Schutz des Staates braucht. Ich finde es erbärmlich und ganz schlimm, dass bei uns die Synagogen in ganz Deutschland bewacht werden müssen. Und ich finde es nicht erträglich, wenn jetzt auch eine Moschee bewacht werden muss."
Für Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein ist dieser Tag ein besonderer Tag, weil die Grundsteinlegung den ersten Moschee-Neubau in Thüringen initiiert. Die Freiheit, die Deutschland bietet, sind ihm sehr wichtig:
"Jeder kann in diesem Land seine Meinung sagen und nicht alle Meinungen, die gesagt werden, müssen einem gefallen. Aber sie dürfen gesagt werden. Wir haben in diesem Land glücklicherweise Religionsfreiheit. Auch das ist eine Lehre aus unserer Geschichte. Deshalb ist diese Grundsteinlegung heute für die Moschee deutsche und europäische Normalität."

In der Vergangenheit hatte es teils heftige Proteste gegen den geplanten Bau im Erfurter Ortsteil Marbach gegeben. Im September war eine Gruppe teils maskierter Moschee-Gegner durch Marbach gezogen und hatte auch vor dem Privathaus der Grünen-Politikerin Astrid Rothe-Beinlich gehalten. Die Landtagsabgeordnete hatte sich bedroht gefühlt. Im vergangenen Jahr hatten Gegner des Projekts in der Nähe des Baugeländes große Holzkreuze und Holzspieße mit Schweinekadavern aufgestellt.

Bauherr der Moschee ist die Ahmadiyya-Gemeinde, die in Thüringen derzeit etwa 100 Mitglieder zählt. Der geplante Bau soll für die Religionsgemeinschaft die erste sichtbare Moschee im Freistaat werden. Erwartet wird zur Grundsteinlegung neben anderen Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke).

Sowohl Befürworter als auch Gegner des Moscheebaus demonstrierten in der unmittelbaren Umgebung des Festakts.

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