Im Interview: The Cranberries

Am 26. April kommt es: Das letzte Cranberries-Album "In The End". Ein letztes Mal können Fans darauf die Stimme von Sängerin Dolores O'Riordan hören. Sie verstarb am 15. Januar 2018 in London.
Trotz ihres plötzlichen Todes haben die übrigen Bandmitglieder Mike Hogan, Noel Hogan and Fergal Lawler beschlossen, das geplante achte Studioalbum fertigzustellen und zu veröffentlichen.
Im LandesWelle-Interview haben Mike und Noel erzählt wie sie sich mit dem Bandende fühlen - und was als nächstes kommt.

Dolores's Tod kam sehr plötzlich. Wie lange habt ihr gebraucht, bis ihr euch entschieden habt, das Album zu machen?

Noel: Wir haben ungefähr im April angefangen, das Album aufzunehmen. Aber die Monate vergingen einfach so schnell. Dolores ist im Januar in London gestorben. Es hat dann noch zwei Wochen gedauert, bis sie nach Hause gebracht wurde und dann war da die Beerdigung. Zwei oder drei Wochen später haben wir uns durch die Demos gearbeitet. Das hat uns die nächsten sechs Monate etwa beschäftigt.
Insgesamt ging das alles sehr schnell, aber wir haben gefühlt, dass wir das machen müssen, solange die Emotionen noch da waren.

Wie hat Dolores' Familie drauf reagiert, dass ihr das Album noch machen wollt?

Noel: Als wir uns geeinigt hatten, haben wir die Familie gefragt wie sie darüber denken – und sie waren gleich enthusiastisch und wollten, dass wir das machen! Sie hatten noch nichts gehört, aber sie wussten, dass Dolores so aufgeregt war. Sie haben gesagt: „Ihr habt unseren Segen. Wir mischen uns nicht ein. Macht, wie ihr denkt!“ Als letztes haben wir dann Stephen, unseren Produzenten angerufen. Der war sofort dabei, als er die Tracks gehört hat!

Wie weit waren denn die Songs, als Dolores gestorben ist?

Noel: Wir waren da noch ganz am Anfang, quasi in der Demo-Phase. Von Juni etwa bis Dezember 2017 haben wir die Songs geschrieben und die Demos ausgearbeitet. So machen wir das eigentlich: Zuerst mal brauchten wir einen Plan von den Songs. Gewöhnlich proben wir dann ein paar Wochen und nehmen dann auf. Dieses Mal ging’s aber direkt vom Demo zur Aufnahme.

Das war sicher nicht leicht. Wie habt ihr euch am Anfang der Arbeit an dem Album gefühlt?

Noel: Wir haben sehr schnell bemerkt wie stark diese Songs sind. Ich hab gemerkt, dass das ein richtig gutes Album wird. Klar, da sind Zweifel in deinem Kopf und du denkst: Lass es einfach! Aber je länger ich die Demos angehört habe, umso mehr wusste ich: Das wäre eine Schande, das nicht zu machen! Und vor allem, weil Dolores auch so aufgeregt war, ins Studio zu kommen, hat es so wichtig gemacht, das Album fertig zu stellen.


(Foto-Credit: BMG Rights Management - The Cranberries ohne Dolores O'Riordan: Mike Hogan, Noel Hogan and Fergal Lawler (v.l.n.r.))

Da waren ja viele Emotionen im Spiel. Hört man dem Album an wie emotional es war?

Noel: Ich denke ja und das war ja auch der Grund, warum wir es so schnell aufgenommen haben. Es gibt Upbeat-Songs und es sind nicht nur tieftraurige Songs drauf. In vielerlei Hinsicht ist es wie alle anderen Cranberries-Alben mit allen Höhen und Tiefen. Aber ein paar Songs sind definitiv emotionaler als andere. Du versuchst alle Gefühle um dich rum mit reinzunehmen. Es ist einfach ein anderes Selbstgefühl auf dem Album und ich denke, das hört man auch.

Als ihr euch die Songs dann angehört habt: Wie schwer war es, die Stimme einer geliebten Person zu hören?

Mike: Das waren ganz gemischte Gefühle. Die ersten Tage waren sehr schwer. Aber als wir dann in den Schwung gekommen sind, wurde es besser, weil wir uns auf die Songs konzentriert haben und versucht haben, das Beste draus zu machen. Wir haben unsere Gefühle einfach beiseite getan, um alles gut zu machen. Die letzten Tage waren dann wieder emotional, weil wir uns alle zusammengesetzt haben und die Songs angehört haben. Wir waren wirklich stolz drauf, aber es war auch sehr emotional.

Die erste Single ist "All over now" - warum gerade dieser Song?

Noel: Für uns war es einfach die offensichtliche Entscheidung. Es hat einfach alles, was ein guter Cranberries-Song haben muss: ein tolles Schlagzeug am Anfang, dann die Gitarre, Dolores‘ Stimme klingt großartig und der Refrain ist einfach ein Ohrwurm! Ja, es ist ein eindringlicher Song, aber das war nicht der Grund, ihn als Single auszukoppeln. Es ist einfach ein guter Song.

Ist dieses Album auch eine Art Abschiedsgeschenk für die Fans?

Mike: Es ist definitiv ein Schlussstrich. Bevor wir ins Studio gegangen sind, haben wir die Fans auf Facebook gefragt, was sie davon halten würden, wenn wir das Album beenden. Die positiven Reaktionen waren unglaublich! Unsere Fans waren über die Jahre so fantastisch, also dachten wir, es wäre nur fair, damit abzuschließen, quasi als Dankeschön. Wir hoffen, die Fans lieben es, wenn es erscheint. Wir sind sehr gespannt auf die Reaktionen.

Viele haben eher ein düsteres Album erwartet.

Das überrascht wahrscheinlich viel vom Album. Ich weiß nicht, was sie genau erwartet haben. Dass es besonders düster oder bedrückend ist. Das ist es gar nicht! Es hat Höhen und Tiefen wie jedes andere Cranberries-Album. Es ist schön zu hören, wenn Leute sagen: ‚Oh, das hab ich nicht erwartet! Das hat mich kalt erwischt!‘ Es soll kein düsteres Ende sein.

Wusstet ihr direkt nachdem ihr von Dolores' Tod gehört habt, dass es das Ende der Band ist?

Noel: Ja, das wussten wir. Wir haben in all den Jahren immer gesagt, wenn ein Bandmitglied uns verlässt, war’s das noch am selben Tag. Der Fakt, dass es Dolores ist, die nicht mehr ist… Sie war der Fokus der Band und hatte so eine Persönlichkeit. Ihre Stimme zu ersetzen, käme uns respektlos vor. Wir sind glücklich über diese tolle Karriere, die wir 30 Jahre hatten. Aber jetzt ist es Zeit, weiterzumachen.

Denkt ihr, Dolores schaut herab und ist stolz?

Noel: Ja, definitiv! Die ganzen Songs wurden ja schon ein oder zwei Jahre, bevor wir angefangen haben, sie aufzunehmen, geschrieben. Dolores war überzeugt von ihrem Vocal-Part und wie das alles werden sollte. Wir sind sicher, dass sie sehr stolz drauf wäre. Hoffentlich haben wir alles richtig gemacht.

Es ist sicher schwierig darüber zu sprechen.

Noel: Zu wissen, dass es das Ende ist, ist schwierig. Aber es ist ein gutes Ende. Dolores ist Anfang 2018 gestorben. Da hatten wir noch keine Demos oder irgendwas anderes fertig. Es wäre aber so schade gewesen, weil die Band dann so schleichend aufgehört hätte… Ich denke, nicht viele Bands in unserer Situation hätten geschafft, was wir geschafft haben. Wir sind auch einfach sehr dankbar dafür, damit ‚Tschüs‘ sagen zu können und einen Schlussstrich für die Band und für die Fans zu ziehen. Und es ist toll, dass es brandneue Songs gibt. Das ist der perfekte Weg, abzuschließen.

Was kommt als nächstes?

Mike: Ich bin mir sicher, wir machen weiter Musik. Sobald das Album raus ist und wir das beendet haben, machen wir erstmal eine Pause und denken drüber nach, wie’s weitergeht.

Noel: Letztes Jahr war es schwer an was anderes [Anm. der Redaktion: als Dolores‘ Tod] zu denken, weil es an manchen Tagen einfach nicht real scheint, dass sie weg ist. Dann haben wir an diesem Album gearbeitet und es war schwer, sich auf was anderes zu konzentrieren. Wir sind jetzt einfach erschöpft vom letzten Jahr. Ich denke, eine kurze Pause würde uns guttun.

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