Erhebliche Ernteausfälle auf Thüringer Obstplantagen

Es war eine eisige Nacht vom 22. auf den 23. April bei uns in Thüringen. Temperaturen bis minus fünf Grad führen zum Erfrieren der Fruchtstände auf den Obstplantagen im Freistaat. Weil die Ernte dadurch gering ausfällt, stehen Betreiber und Produzenten jetzt vor großen Problemen. Auch für uns als Verbraucher hat das Konsequenzen. 

Frostige Nacht im April sorgte für Ausfälle


"Dieses Jahr war es so, dass wir deutlich früher eine wärmere Witterung hatten, schon Anfang April.", sagt Björn Kirchner, der Geschäftsführer der Absatzgenossenschaft Fahnerobst e.G in Gierstädt. Damit meint Kirchner, dass bereits Anfang April Temperaturen von bis zu 27 Grad im Freistaat gemessen werden konnten. Das sorgte dafür, dass die Obstbäume bereits sehr früh Blüten tragen. "In einem regulären Jahr haben wir unsere Vollblüte beim Apfel am 2. Mai", sagt Kirchner. Wäre das auch in diesem Jahr der Fall gewesen, wäre der Ernteausfall deutlich kleiner.  Kirchner führt dies auch auf den Klimawandel zurück: "Wir kriegen deutlich frühere Vegetationen, aber die Frostereignisse treffen immer noch genau so spät ein" schildert Kirchner im LandesWelle Interview. Frost bei der Blüte kann der Baum durch einen Ansatz neuer Blüten ausgleichen. Da die Blüten zum Tag des Frostes bereits alle verblüht waren, sind die daraus entstehenden Jungfrüchte erfroren. Diese Früchte sind die empfindlichsten Organe des Baumes. Betroffen davon sind außer den Plantagen in Thüringen auch Anlagen in Sachsen und Sachsen-Anhalt.

Alle Obstsorten sind betroffen


Laut Björn Kirchner hängt der Grad des Ernteausfalls nicht von der Obstsorte selbst, sondern von der Lage der Plantage ab. Es gab Lagen, wo der Frost nur bei minus zwei lag. Hier sind nur 50% der Ernte erfroren während auf anderen Plantagen bis zu -5 Grad gemessen wurden und bis zu 90% Ernteausfall verursachten. Vereinzelt gibt es Plantagen, die geschützter stehen und dort findet man auch volle Bäume. Dies ist laut Kirchner aber die absolute Ausnahme. "Über alles und über die Fläche gesehen, haben wir 90% der Äpfel, 90% der Süßkirschen, 90% der Sauerkirschen und bei den Zwetschgen sogar bis 95% verloren", sagt Kirchner. Betroffen sind demnach alle Obstsorten gleichermaßen.

Auswirkungen der Ausfälle treffen auch die Verbraucher


Für das Unternehmen bedeuten die Ernteausfälle eine mittelschwere Katastrophe. Es ist eine echte Herausforderung, alle Obstbaubetriebe ins nächste Jahr zu bringen. Aktuell fehlen die Einnahmen, um Mitarbeiter zu bezahlen und die kommende Ernte vorzubereiten. Um im nächsten Jahr eine gute Ernte abzusichern, muss schon jetzt alles vorbereitet werden. Darüber hinaus treffen die Ausfälle auch uns als Endverbraucher. Kirchner führt im LandesWelle Thüringen Interview an, dass ein Drehen an der Preisschraube zur Sicherung der Betriebe nicht zu vermeiden sei. Es gibt dabei unterschiedliche Ansätze. Letztendlich sei aber bei allen Szenarien klar, dass für regionale Früchte dieses Jahr deutlich höhere Preise zu erwarten sind. Auch beim Kirschsaft wird sich das bemerkbar machen. Derzeit seien die Tanks zwar noch voll, aber es wird knapp. Man wird den Kirschsaft auch im Frühjahr noch anbieten können, aber man kann jetzt noch nicht absehen, wie die Verkaufszahlen im Winter aussehen werden. 

Pläne für größere Erntesicherheit in der Zukunft


"Es gibt Pläne, aber wir wollen eher den großen Schritt machen, als den kleinen", sagt Kirchner. Heißluftgebläse sind in solchen Nächten nicht zielführend. Geplant ist die Installation einer Frostschutzberegnung. Bei dieser wird der Baum gezielt mit sehr feinen Wassertropfen besprüht. Das gezielte Einfrieren der Blüte sorgt für Schutz, da die Temperatur bei diesem Verfahren innerhalb der Eishülle nicht unter den Gefrierpunkt fallen. "Damit kann man Frostschäden zu 95% vermeiden", sagt Kirchner. Diese Frostschutzberegnung ist die einzige Maßnahme gegen größere Frostschäden. Bis zur vollständigen Ausstattung der Plantagen ist es allerdings noch ein weiter Weg. Es muss gesichert werden, dass große Mengen Wasser in die Anlagen geleitet werden. Dazu laufen derzeit Gespräche mit Politik und Versorgern. Die Genehmigungsverfahren sind sehr langwierig.


Um die Ausfälle in diesem Jahr auffangen zu können, brauchen die Anlagen Geld. So hat sich die Döllstädter Obstgenossenschaft bereits mit einem Spendenaufruf an die Verbraucher gewendet. Wie Sie helfen können haben wir hier für Sie zusammengefasst.

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