Relax-Bänke sorgen für Fragezeichen
Das Ganze wird möglich dank des Bundesprogramms „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“, für das sich die Stadt mit der Clara beworben hatte - insgesamt fünf Millionen Euro Fördermittel stellt der Bund für die Umgestaltung der Straße bereit, die Stadt investiert dazu ebenfalls Mittel. Die sollen genutzt werden, um die Straße letztendlich zu einer attraktiven, leistungsfähigen und sicheren Straße für Anwohner und Verkehrsteilnehmer umzubauen.
Das neuste Projekt auf der grünen Clara, sorgt nun aber gelinde gesagt für Gesprächsstoff. Dort laden nämlich neuerdings Relax-Bänke, die einst bei der BUGA zum Einsatz kamen, direkt am Straßenrand zum gemütlichen Ausspannen ein. Gut gedacht, schlecht gemacht, denkt sich da so mancher Vorbeilaufender. Umrandet werden die Sitzgruppen von noch kleinen Pflänzchen, die aber zunächst nur eine Übergangslösung bis zur endgültigen integrierten Bepflanzung sein sollen.
Erfurter Feuerwehr mit Bedenken
Bei der Erfurter Berufsfeuerwehr wertet man derzeit noch aus, inwieweit sich der Rückbau an der Erfurter Hauptverkehrsader auf die Arbeit der Retter auswirkt. "Es ist natürlich für uns eine Verschlechterung. Allerdings muss man dazu sagen, während des Verkehrsversuchs haben wir Daten erhoben, die wir gerade noch statistisch auswerten. Wir wollen herausfinden, ob wir dort jetzt tatsächlich langsamer sind oder nicht - da wollen wir uns nicht nur vom Bauchgefühl leiten lassen." - das sagt Lars Angler, der Sachgebietsleiter der Berufsfeuerwehr Erfurt.
Angler sieht für die Feuerwehr zwei Hauptprobleme, die perspektivisch auftreten könnten. Zum einen gehe es natürlich um das zügige Durchfahren, zum anderen könnte das "Anleitern" mit der Drehleiter an den Häusern rechts und links der Straße mit weniger Platz und Parkstreifen schwieriger werden.
Maßnahmen sind nur kleiner Ausblick auf kompletten Ausbau
Die Bedenken der Feuerwehr sind der Stadt bekannt und sollen beim endgültigen Ausbau der Straße berücksichtigt werden, hier steht man in engem Austausch und es soll es auch nochmal eine gesondert Abstimmung im Sommer geben.
Bei der Stadt mahnt man generell zu Geduld. Der jetzige Stand sei nur ein kleiner Ausblick auf den kompletten Umbau der Clara in anderthalb Jahren, erklärt Verkehrsdezernent Matthias Bärwolff. "Wir bekommen auch jetzt schon positive Rückmeldungen von den Anwohnerinnen und Anwohnern, die sich über mehr Platz auf den Gehwegen und die neuen Parkordnungen freuen", sagt Bärwolff und gibt zu bedenken: "Wir müssen uns ja auch mal fragen, was ist unser Bild von Aufenthaltsqualität? Ist es wirklich normal, dass wir eine Betonwüste haben, wo von Hauskante bis Hauskante alles asphaltiert ist und nichts Grünes wächst? Wo es sich im Sommer immer mehr aufheizt und es keinen Schatten gibt?"
Dass jetzt ausgerechnet die Bänke so zum Aufreger rund um den Umbau der Clara geworden sind, das versteht Bärwolff nicht. "Wir sind ja nicht bescheuert. Wir haben gesagt, wir haben die Bänke noch von der BUGA und nutzen sie hier, um schon einen kleinen Einblick zu geben, wie es mal werden kann, wenn der Umbau fertig ist." Neben der Kritik und den Witzeleien, die vor allem in sozialen Medien dazu kursieren, gebe es im realen Leben genug Menschen, die die Bänke auch jetzt schon am Abend nach der Hauptverkehrszeit nutzen - sei es auch nur für eine kleine Pause oder die Wartezeit auf das Essen zum Mitnehmen aus der nahegelegenen Gastro.
