Ob es nun ein spezifischer Ort ist oder eher nur ein Gefühl – aber auf die eine oder andere Weise suchen wir alle nach einem Zuhause. In Zeiten wie diesen handelt es sich dabei um einen Geisteszustand, der immer schwerer zu erreichen und empfinden ist, schon weil die Welt immer verrückter wird. Weshalb Welshly Arms auch etwas attestieren, was sich als Suche durch das gesamte Albumdebüt der Band zieht: „No Place Is Home“.
Sie schnüren gewagten Alternative Rock zusammen mit raumgreifendem Gospel-Gefühl und einem Herz aus Blues, und so kocht das aus Cleveland/Ohio stammende Sextett – Sam Getz (Leadgesang, Gitarre), Brett Lindemann (Keyboards), Jimmy Weaver (Bass), Mikey Gould (Schlagzeug) sowie Bri und Jon Bryant (Gesang) – 13 Arena-reife Hymnen, die jeden Hörer dazu einladen, unmittelbar mitzusingen.
„Wir sind in den vergangenen Jahren so viel unterwegs gewesen“, erklärt Sam. „Es ist aufregend, so viele neue Orte zu sehen und überall für Menschen live zu spielen. Aber gleichzeitig fühlt man sich dabei ein wenig entwurzelt. In einem Monat ist der Tour-Bus unser Zuhause. Den nächsten verbringen wir in Übersee und leben aus dem Hotel heraus. Wenn wir dann einmal tatsächlich in unsere Heimatstadt kommen, fühlt es sich nicht mehr wie Zuhause an, einfach weil wir mittlerweile dermaßen daran gewöhnt sind, unterwegs zu sein. Im gleichen Moment ist es leicht, sich verloren zu fühlen, so, als ob man nirgendwo auf der Welt wirklich dazu gehört. Das ist das übergeordnete Thema der Songs auf der Platte.“
Seit 2013 haben Welshly Arms bald jede Ecke dieses Globus bespielt, begleitet von einer ganzen Schar an seismischen und Show-unterbrechenden Songs. Ihre 2017er-EP „Legendary“ enthielt den fast allgegenwärtigen Titelsong „Legendary“. Er heimste bislang Gold-Status in Deutschland und der Schweiz ein, knackte die Grenze von mehr als 47 Millionen Spotify-Streams in weniger als zwei Jahren, erreichte über 1,5 Millionen Shazam-Abrufe und kletterte in die Top 15 des US-Alternative Radio. Derweil fanden die Tracks der Band Verwendung in Kampagnen von Miller, Hulu, NFL, Indian Motorcycles und Beck's Bier, während „Hold On I'm Coming“ als Musikuntermalung für den Trailer von Quentin Tarantinos Oscar-prämiertem Film „The Hateful Eight“ diente. Obendrein erleuchteten sie die Bühne von „Jimmy Kimmel LIVE!“ und erhielten Lobpreisungen von Shuffle, Baeble, Cleveland.com und vielen anderen.
Im Zentrum dieses Wirbelsturms mieteten die Musiker in Cleveland ein Haus aus dem 19. Jahrhundert, um dort die Songs zu „No Place Is Home“ aufzunehmen. Sie transformierten dieses stillgelegte Farmhaus in ein Welshly Arms Hauptquartier, in eine Art kreativen Traum, mit jeweils separaten Räumen für die Keyboards, die Gitarren, fürs Schreiben, Plattenhören und, natürlich, das Aufnehmen. All dies diente ihnen als Habitat für den Ursprung ihres ersten Albums.
„Es fühlte sich einfach an wie eine wirklich kreative und sichere Umgebung, um ungezwungen Musik zu machen“, erzählt Jimmy. „Wir haben überwiegend auch alles dort aufgenommen, weil wir dort alles vorfanden, was wir brauchten. Über die Jahre haben wir dermaßen viele verschiedene Instrumente und Aufnahme- und Studio-Spielzeuge gesammelt, dass vieles davon oft sein Dasein in irgendwelchen Toiletten oder Speichern fristen musste. Mit dem Ausbau dieses Hauses hatten wir nun alles zusammen unter einem Dach. Du kannst in jedem Raum deiner Wahl schreiben, musizieren. Es gibt keinen Druck, es gibt keine Beschränkungen. All das brachte eine ganz besondere Energie in unsere Arbeitsprozesse.“
Diese Energie fließt beispielsweise durch die erste Single „Sanctuary“. Angetrieben durch kraftvolle Handclaps, schwelende Orgeln und robuste Gitarren, dehnt sich der Song dank einem engelhaften Chor der Stimmen zu Kathedralen-hohen Dimensionen aus, in dem Sam sodann versichert: „You are, you are safe with me.“
„Es ist ein recht einfaches Stück, das auf unsere große Liebe zum Gospel hindeutet“, fährt der Sänger fort. „Es verbindet diese sehr klassischen mit vielen modernen Elementen. Inhaltlich dreht sich alles darum, durch diese harten Zeiten zu kommen, in Verbindung zu treten mit anderen, um mit ihnen gemeinsam einen sicheren Ort zu schaffen, an dem man leben kann.“
„Ich erinnere mich nur daran, wie ich mir eine große Gruppe vorstellte, die sehr inspirierende Textzeilen zusammen singt“, ergänzt Jimmy. „Ob es eine Kirche oder eine Bar ist, spielt dabei keine Rolle. Um diesen Vibe ging es uns.“
An einem anderen Punkt beginnt die Platte mit raschelnden Gitarren und einem Spaghetti-Western-artigen Pfeifen, bevor es übergeht in einen straffen Song voller Soul. „Down To The River“ fügt der Vintage-artigen Stilistik mit großspurigem Punch ein weiteres Gesicht hinzu. Und dann ist da „Indestructible“, das auf einem Funk-infizierten Shuffle gedeiht.
„Der Song ist ein großer Spaß“, grinst Sam. „Wir wollten den Leuten etwas geben, wozu sie sich gut bewegen können. Alles begann deshalb mit einem Gefühl, nicht mit Akkorden. Inhaltlich dreht es sich um eine Frau, die zu stark für dich ist. Du hast es enorm schwer, mit ihr irgendwas ans Laufen zu bringen, weil sie so unzerstörbar ist.“
Und letztlich gelingt es Welshly Arms mit der Platte, dass sich ihre Zuhörerschaft wie zu Hause fühlt, indem sie ihrem Sound zu einer größeren und breiteren Stratosphäre erheben.
„'No Place Is Home' spiegelt unsere ganze Liebe für Musik wieder“, so Jimmys Fazit. „Wir nähern uns den Gegebenheiten auf die unterschiedlichste Weise und pushen uns dabei selber. Und wir sind als Band dabei definitiv ein paar Stufen nach oben geklettert.“
Es gibt auf der Platte in Bezug auf die Sounds und die Themen so viele verschiedene Wendungen und Perspektiven“, sagt Sam noch. „'Legendary' war der erste Schritt hin zu etwas Größerem. Diese Platte zeigt unsere Entwicklung in ihrer ganzen Breite.“
Weitere Informationen:
http://welshlyarms.com
https://www.facebook.com/welshlyarmsband
https://www.instagram.com/welshlyarms/
Made with ❤ at zwetschke.de