Umweltschutz in der Stadt: Mühlhausen künftig pestizidfrei

Die Stadt Mühlhausen will auf Pestizide verzichten. Um Insekten zu schützen und die biologische Vielfalt zu fördern.
Wie gehen andere Thüringer Städte mit dem Thema um?

 Bodenaschenbecher und künftig keine Pestizide mehr auf öffentlichen Flächen

Der Stadtrat hat es einstimmig beschlossen: Mühlhausen will künftig auf öffentlichen Flächen komplett auf Pestizide verzichten. Einem entsprechenden Antrag der Fraktionen von CDU und Freien Wählern, der Grünen und der LINKEN wurde zugestimmt. Damit wird die Stadtverwaltung damit beauftragt, auf allen öffentlichen innerörtlichen Flächen wie etwa Wegen und Grünanlagen auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel zu verzichten. Das soll auch für private Dienstleister gelten, die im Auftrag der Stadt diese Flächen pflegen. Darüber hinaus sollen bienen- und insektenfreundliche Blühflächen oder Projekte gepflegt und weiter gefördert werden. Außerdem sollen die Mühlhäuser stärker über die Bedeutung von biologischer Vielfalt aufgeklärt werden. Dabei geht es auch um Möglichkeiten zum Schutz von Bienen sowie giftfreie Maßnahmen beim Gärtnern. Der Einsatz von Pestiziden ist für Menschen, Tiere und Pflanzen schädlich, heißt es in der Begründung zum Stadtratsbeschluss.

Wie die Stadt angibt, sollen die Einwohner mit Tafeln über die Ziele informiert werden. Außerdem will die Stadt ein Jahr lang sogenannte Bodenaschenbecher testen. Grund für diese ist, dass achtlos weggeworfene Zigarettenstummel die Umwelt belasten. Falls die ersten drei oder vier installierten Bodenaschenbecher gut angenommen werden, könnten darüber nachgedacht werden, noch weitere in Betrieb zu nehmen.

Auch Landeshauptstadt verzichtet auf Pestizide

Auf Nachfrage von LandesWelle Thüringen bestätigte uns eine Sprecherin des Garten- und Friedhofsamtes Erfurt, dass auch die Landeshauptstadt auf Pestizide verzichte. „Und auch bei der Verpachtung eigener Grundstücke ist das langfristige Ziel, auf Pestizide zu verzichten“, heißt es weiter.
Bereits 2010 hat Erfurt die Deklaration „Biologische Vielfalt in Kommunen“ unterzeichnet und hält sich seitdem dran.

Die Grünflächen werden natürlich trotzdem gepflegt: Es wird gejätet und gehackt und der Rasen wird gemäht. Es wird aber auch versucht, ökologisch zu arbeiten. Viele Wiesen und Grünflächen werden in Langgraswiesen umgewandelt, wo sich auch Insekten wohlfühlen.
Gerade im Verkehrsbereich wird versucht, viel zu entsiegeln und auch hier Grün in die Stadt zu bringen, beispielsweise werden Verkehrsinseln mit Staudenpflanzen versehen.

Gera seit 10 Jahren pestizidfrei

Auch im Osten des Freistaates, in Gera, verzichtet man schon seit einem Jahrzehnt auf den Einsatz von Pestiziden. Unkraut wird hier auch nur noch mechanisch entfernt, wie uns Abteilungsleiter der Grünpflege im Geraer Stadtgrün, Uwe Schleicher, auf Anfrage erklärte: „Indem wir das mit einem Freischneider und einem Faden kurz über der Oberfläche wegschneiden und dann wird das mit einem Laubblasgerät aufgenommen.“

Zurück zur Chemie ist für die Stadt Gera keine Option. Grund dafür ist unter anderem, dass die Anwendungsbestimmungen sehr kompliziert sind. Und auch Mittel wie Glyphosat, die offiziell eingesetzt werden dürften, werden schon seit Jahren nicht mehr benutzt.

Weiterhin hat Gera auch 14 Hektar Blühwiesen, die nur einmal im Jahr gemäht werden.
Durch ein Monitoring hat die Stadt ermittelt, wie viele verschiedenen Pflanzen von Natur aus in Gera wachsen: „Da sind wir auf insgesamt über 30 verschiedene Pflanzenarten gestoßen, von denen wiederum 2/3 insekten- und bienenfreundlich genannt werden“, so Schleicher.
Eine gezielte Wildblumenwiese ist deshalb aus Sicht der Stadt unnötig. Die Natur selber habe genug Potenzial.

Auch im eigenen Garten kann nachhaltig gepflanzt werden

Nicht nur die Städte achten auf eine nachhaltige Bepflanzung der Innenstädte, auch immer mehr Hobbygärtner setzen auf nachhaltige Gärten. Wichtig dabei sind die naturgerechte Bewirtschaftung, eine geringe Bodenversiegelung und der Verzicht auf Gifte, so wie es beispielsweise Mühlhausen nun auch vormacht.

Seit diesem Monat ist der Einsatz von Glyphosat, das auch von Hobbygärtnern als Unkrautvernichtungsmittel eingesetzt wurde, nicht mehr zulässig. Laut dpa heißt es aus dem Bundesagrarministerium, dass das Verbot „voraussichtlich Ende Juli, spätestens aber im August“ in Kraft trete.
Verboten ist die Verwendung von Glyphosat dann auch auf Spiel- und Sportplätzen oder in Parks.

Unkraut können Sie aber auch in Maßen stehen lassen. Es führt vor allem bei Kleintieren und Wildkräutern zu einem enormen Artenreichtum.
Aber auch völlig unbewirtschaftete Gartenecken können dem Tier- und Pflanzenreich helfen: Angebote wie Holz-, Reisig-, Laub- und Steinhaufen, aber auch Trockenmauern oder Schmetterlingswiesen bieten Nahrung und Unterschlupf.

Praktische Tipps für Ihren Garten:

  • Bevorzugen Sie bei der Bepflanzung Ihres Gartens heimische und standortgerechte Bäume, Sträucher und auch Stauden. Diese bieten Nahrung und Unterschlupf für heimische Tiere.
  • Durch die Pflanzung von Gehölzen bieten Sie Vögeln und Insekten Nahrung.
  • Halten Sie den Boden offen und vermeiden Sie Versiegelung, d. h. gestalten Sie Ihre Wege mit natürlichen Belägen, durch die beispielsweise Regen gut in den Boden sickern kann.
  • Legen Sie eine Blumenwiese an, die Sie nur selten mähen.
  • Versuchen Sie’s doch einmal mit einer Wildkräuterecke, zum Beispiel für Brennnesseln. Diese sind ein beliebtes Futter für viele Schmetterlingsraupen.
  • Räumen Sie den Garten im Herbst nicht auf, sondern belassen Sie Totholz an Ort und Stelle. Viele Tiere nutzen diese Möglichkeit, um im Winter Unterschlupf zu finden.
  • Sammeln Sie Regenwasser in einer Regentonne. Damit sparen Sie Trinkwasser für die Bewässerung Ihres Gartens.
  • Sorgen Sie für Nistkästen für die Vögel und schaffen Sie Überwinterungsmöglichkeiten für Insekten.

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