Thüringer Modellbahn-Paradies findet keinen Nachfolger

Sie ist die größte ganzjährige Modellbahnschau der Welt - die Modellbahn in Wiehe. Auf 12.000 Quadratmetern dreht sich alles um die große Welt im Kleinformat, und das seit bereits 25 Jahren. Über zweieinhalb Millionen Besucher sahen sich die verschiedenen Themenwelten, die über Thüringen, die USA und sogar den Weg des Orientexpresses reichen.

Möglichen machen all das das Ehepaar Ingrid und Hans-Jörg Stiegler und ihre acht Mitarbeiter. Möglichst bald soll es jedoch zu einem Wechsel an der Spitze der Eisenbahn-Ausstellung kommen, denn das Ehepaar möchte sich in den wohlverdienten Ruhestand verabschieden. Seit einiger Zeit steht die Anlage nun schon zum Verkauf, ein ernsthafter Interessent hat sich bisher noch nicht gefunden. 

Ernsthafte Interessenten von Spekulanten unterscheiden 


"Es ist nicht so einfach," klagt der Meister der Eisenbahnen Hans-Jörg Stiegler. "Zum einen gibt es Leute, die als Spekulanten auftreten. Dann gibt es Leute, die es gerne machen würden, aber leider kein Eigenkapital haben. Da gibt es viele Probleme zu bewältigen - sowohl mit Banken, als auch Behörden. Es ist schwierig!"

Wer die Anlage übernehmen würde, der stünde nicht alleine da. Die Mitarbeiter, die bereits jetzt die Anlage mit ganz viel Engagement und Herzblut pflegen und betreiben, würden das natürlich weiter tun, so Stiegler. "Die Bedienung an sich ist auch sehr einfach. Da muss man morgens vier Schalter anmachen und abends vier Schalter aus", scherzt der Eisenbahn-Enthusiast. 

Damit sich für die Übernahme ein Mensch mit viel Liebe zur Modelleisenbahn-Welt findet, sei der Kaufpreis sehr attraktiv gestaltet. Das ziehe nun aber leider auch viele Menschen an, die letztendlich die Anlage auflösen würden, um die Teile dann gewinnbringend zu verkaufen. Deswegen müsse man bei den Angeboten sehr genau aussieben, denn "platt machen" könne man die Eisenbahnwelt auch selber, sagt Stiegler. 

Bürgermeister engagiert sich für die Zukunft der Anlage 


1,5 Millionen Euro beträgt der Übernahme-Preis - die großzügigen Hallen der Modellbahn-Wiehe inbegriffen. Viele Besucher fragen sich mittlerweile, warum sich die Kommune nicht engagiert, um diese Attraktion zu retten. 

An Versuchen hat es nicht gefehlt, beteuert Steffen Sauerbier, der Bürgermeister von Rossleben-Wiehe. Er habe das Projekt dem Tourismusverband vorgestellt, habe aber dort wenig Gegenliebe geerntet und die Kommunalaufsicht sieht sich nicht im Aufgabenbereich. "Die Modellbahn-Wiehe ist eine wichtige touristische Einrichtung, nicht nur in unserer Stadt, sondern für ganz Thüringen, denn uns besuchen hier Leute aus aller Herren Länder. Das wäre extrem traurig, wenn es eine Schließung geben würde, weil eine Nachfolge nicht gefunden werden kann", sagt der Bürgermeister. 

Die Gespräche mit private Investoren, die Sauerbier angeworben habe, seien leider nach einiger Zeit wieder erkaltet - die Gründe dafür, kenne er aber nicht, da er an den Gesprächen nicht beteiligt war, sagt der Bürgermeister. 
"Trotz allem würde ich mich jetzt auch noch mal versuchen mit dem Land Thüringen und dem Landkreis in Verbindung zu setzen, um zu gucken, was noch geht", verspricht Sauerbier. Letztendlich hinge es bei der Kommune wie auch schon bei den privaten Interessenten aber von der Prognose der Wirtschaftlichkeit der Anlage ab. Auf lange Sicht Geld für den Betrieb beizusteuern, das könne sich wohl keine Seite leisten.

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