Gesucht wird in der Gegend um die brandenburgische Kleinstadt Kleinmachnow am südlichen Rand der Hauptstadt - dort, wo sonst eher Wildschweine durch die Wälder flitzen.
Herkunft des Tieres noch unbekannt
Viele Fragen sind allerdings noch offen: Bisher hat die Polizei keine Informationen, woher das Tier stammen könnte. Es seien Zoos, Tierparks, Zirkusse und Tierschutzeinrichtungen überprüft worden. Dort wird der Polizei zufolge allerdings keine Löwin vermisst. Die Suchaktion begann bereits in der Nacht. Die Polizei geht davon, dass sich das Tier im Bereich Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf aufhält.
Die Bevölkerung wurde mithilfe von WarnApps auf die mögliche Gefahr hingewiesen. Die Polizei hat sie auch mit Lautsprecherdurchsagen vor dem entlaufenen Raubtier gewarnt.
Zahmere Tiere haben weniger Respekt vorm Menschen
Doch was ist, wenn man sich dann doch Auge in Auge mit der Raubkatze wiederfindet? Wir haben bei Tina Risch, Zootierärztin im Thüringer Zoopark Erfurt, nachgefragt, wie man sich im Falle einer solchen Begegnung am besten verhält: "Das kommt natürlich auch immer auf das Individuum an, also wie ist der Löwe an den Menschen gewöhnt. Tiere aus einer zooähnlichen Haltung sind eher scheuer, als Tiere aus einer Zirkus- oder Privathaltung. Diese sind zwar "zahmer", haben aber auch weniger Respekt vorm Menschen, kommen dann also auch gern mal auf einen zu", sagt die Tierärztin.
Was man so oder so in gar keinem Fall tun sollte, wenn es zu einer Konfrontation kommt, ist sich umzudrehen und wegzurennen oder sich auf den Boden zu legen, sagt Risch. Das würde den Jagdinstinkt der Großkatzen triggern. "Da hat man dann erst recht ein Problem. Wenn ein Baum oder anderes Hindernis in der Nähe ist, ist es ratsam, sich aus der direkten Sichtlinie zu verstecken und zu warten, bis das Tier vorübergezogen ist."
Tierärztin: Löwin wird erstmal Unterschlupf suchen
Der Mensch zählt nicht zu den vorrangigen Beutetieren des Löwen. Wenn es zum Angriff kommt, fühlt sich der Löwe entweder bedroht, oder der Mensch ist in das Revier der Großkatze eingedrungen.
Im Fall der Berliner Löwin, findet es Tina Risch gar nicht so überraschend, dass die Suche nach dem Tier so schleppend verläuft. "Ich würde davon ausgehen, dass, wenn so ein Tier aus seinem gewohnten Umfeld entlaufen ist, es sich vorrangig erstmal irgendwo versteckt und Unterschlupf sucht - also gar nicht mal so auffällig durch die Gegend läuft. Das kann schon eine ganze Zeit dauern, bis sich das Tier wieder außerhalb des Unterholzes zeigt."
Möglichkeit eines tödlichen Abschusses sehr hoch
Bei den Suchtrupps im Berliner Umland sind auch zwei Jäger mit Waffen vor Ort. Wenn man das Tier finde, werde entschieden, ob man mit Betäubung arbeite oder es erschießen müsse, heißt es von offizieller Stelle. Die Chance, dass die Löwin getötet werden muss ist leider nicht gering, erklärt Tierärztin Risch. Oftmals habe man in derartigen Situationen nur eine Chance, nah genug an solch ein Raubtier heranzukommen und die Gefahr, dass dann ein Betäubungspfeil nicht richtig auslöst oder nicht richtig trifft, sei da einfach zu hoch.
Löwen-Ausbruch in Erfurt nicht möglich
Wer jetzt im Hinblick auf die Geschehnisse in Berlin besorgt auf den Erfurter Zoo blickt, wird von Zootierärztin Risch beruhigt: "Unsere Tiere werden hier im "Sicherheitsbereich 3" gehalten. Wir haben hier extreme Sicherheitsvorkehrungen, so dass die Tiere hier nicht rauskommen können. Die Anlage wird von mehreren Behörden regelmäßig kontrolliert. Außerdem müsste der Löwe, wenn er es aus seinem Gehege schafft, auch immer noch den Außenzaun überwinden."
(red mit dpa)