Ob auf dem Land oder in der Stadt, ob Haus oder Wohnung. Niedrige oder erhöhte Mietkosten? Brauche ich einen Makler oder schaffe ich die Wohnungssuche auch allein? Das Wohnen in Thüringen ist vielfältig.
Hier haben wir für Sie alles aus unserer Wochenserie „Wohnen in Thüringen“ über die aktuelle Wohnsituation im grünen Freistaat zusammengefasst. Viele Beiträge der Themenwoche finden Sie auch zum Nachhören in unserer Mediathek
Kein Mangel an Wohnungen in Thüringen
Immer mehr Thüringer leben in ihren eigenen vier Wänden statt zur Miete. Ender der 90er Jahre waren es im Freistaat noch etwa 1/3 mit Haus und Garten. Aktuell besitzt heute über 44% ein Eigenheim. Die Suche nach der passenden Bleibe gestaltet sich dabei nicht immer einfach. Wohnungen gibt es in Thüringen genug. Jeder, der eine Wohnung sucht, wird also auch eine finden können. Das Problem sind jedoch die steigenden Mietpreise und das geringe Einkommen der Bewohner. Im bundesweiten Vergleich liegen wir damit im unteren Mittelfeld. Frank Emrich, der Chef vom Verband Thüringer Wohnungs- und Immobilienwirtschaft sagt dazu: „Das Problem in Thüringen ist die Einkommenshöhe. Wir haben durchschnittlich zu niedrige Einkommen in Thüringen, um höhere Mieten, die man auch braucht, um gute Wohnungen langfristig finanzieren zu können, damit zu realisieren.“
Stadt oder Land? Das Drumherum macht‘s
Wie genau wohnen wir Thüringer eigentlich? Suchen wir Ruhe und das Weite Grün oder zieht es uns doch eher mitten ins Stadtgeschehen? Aktuell tendieren die Thüringer dazu, mehr in die großen Städte umzusiedeln. Frank Emrich, der Chef vom Verband Thüringer Wohnungs- und Immobilienwirtschaft erklärt, warum das so ist: „Die Menschen suchen Infrastruktur. Sie suchen Kultur und Bildungsangebote und das ist im Moment einfach eher in den Städten, weil in den vergangenen Jahren der ländliche Raum an dieser Stelle auch […] vernachlässigt wurde.“ Nichts desto trotz leben viele Thüringer im grünen Freistaat auf dem Land.
Mietpreis – zu teuer?
Der Großteil der Thüringer (56%) wohnt derzeit zur Miete. Dass sich nicht jeder eine 4-Zimmer Wohnung im Stadtzentrum leisten kann, liegt auch am geringen Einkommen der Mieter. Die Kosten pro Quadratmeter sind zwar im Vergleich zu den anderen Bundesländern noch relativ niedrig, doch verdienen wir Thüringer vergleichsweise auch weniger. In Jena, der teuersten Stadt Thüringens, beispielsweise liegt der Preis pro Quadratmeter im Durschnitt bei 9€. Leider steigen die Preise immer weiter. Der Vermieter kann frühestens 15 Monate nach dem Einzug oder nach Erhalt der letzten Mieterhöhung die Kosten anheben. Jedoch darf die Miete innerhalb von drei Jahren nur um maximal 20% steigen.
Deutliche Unterschiede sind auch im Vergleich von Stadt und Dorf zu erkennen. Da entscheiden sich die Thüringer bei den hohen Mietpreisen doch eher dazu, sich ihr Heim zu bauen. Wo es preislich die beste Voraussetzung dafür gibt, erzählt uns unsere Infrastruktur-Ministerin Birgit Keller: „Die teuersten Häuser […] sind zu finanzieren in Jena und Erfurt. Hier haben wir zum Beispiel Grundstückskosten, die liegen bei 170€ je Quadratmeter und am preiswertesten, im Altenburger Land in Hildburghausen Kreis Sonneberg, da haben wir Bodenrichtwerte, die liegen zwischen 20 und 25€ je Quadratmeter. Da baut man auch am günstigsten.“
Kein Zuhause
Ohne eigenen festen Wohnsitz? Dies betrifft laut der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe bis Ende des Jahres schätzungsweise 1,2 Millionen Wohnungslose in Deutschland. Durch Erkrankungen und Schicksalsschläge kann es leicht passieren, dass sich die Menschen nicht mehr um ihre Miete und ihr Heim kümmern können, sodass sie dieses folglich verlieren. Davon betroffen sein, kann jeder: sowohl Rentner als auch Studenten. Besteht dann die Möglichkeit bei Verwandten oder Freunden unterkommen zu können, so ist man wohnungslos. Gibt es diese Möglichkeit jedoch nicht, spricht man von Obdachlosigkeit.
Quadratisch, praktisch, Plattenbau
Bei uns in Thüringen sind die Plattenbauwohnungen nicht mehr wegzudenken. Heute ist die Wohnsiedlung jedoch schon beinahe verpönt und unattraktiv. Zwischen 1973 und 1990 wurden mehr als 2 Millionen Plattenbauten in Deutschland errichtet. Damals lebte jeder dritte Thüringer in einer, vergleichsweise im Westen nur jeder sechzigste. Dort zu wohnen war das Non-Plus-Ultra. Schließlich boten sie den Mietern Zentralheizung, warmes Wasser, Fahrstühle. Sie galten als hochwertig, modern und bezahlbar. Die Menschen haben früher gerne dort gewohnt, denn die Plattenbauten bildeten ihre eigene kleine Gemeinschaft. Ärzte, Einkaufsmöglichkeiten, Schulen und Kindergärten waren alle in guter Reichweite. Zwar haben sich das Bild und das Ansehen der einstig beliebten Plattenbauten geändert, aber auch heute noch schätzen die Bewohner ihre Plattenbausiedlung.
Renovierungsarbeiten
Der Bundesgerichtshof hat entschieden: wer in eine unrenovierte Wohnung gezogen ist, muss diese nicht renoviert hinterlassen. Hatten Sie in Absprache mit Ihrem Vormieter ausgemacht vor dem Auszug zu streichen oder ist diese Klausel in ihrem Mietvertrag festgehalten, so können Sie die einfach vergessen. Denn diese ist nichtig.
Makler
Auf Wohnungssuche? Da muss wohl wieder der Makler ran. Das kann ganz schön kostspielig werden. Doch seit drei Jahren besteht das neue Besteller-Prinzip. Jetzt wird ein Makler ausschließlich von Kunden bezahlt, die ihn engagieren und nicht wie zuvor auch von potentiellen Mietern. Oscar Rabold (Makler aus Weimar) erzählt, welche Aufgaben er für seine Kunden bei der Wohnungssuche zu bewältigen hat: „Ich sage meinen Kunden immer, ich bin der Butler. Das heißt, ich erbringe eine diskrete und funktionierende, moderne Dienstleistung. Das ist die Vorbereitung, dass ich ein Exposé mache und dann stelle ich das zum Beispiel ins Schaufenster oder ins Netz. Wenn Kunden kommen, dann bin ich erreichbar, gehe auf deren Terminwünsche, Fragen ein. Ich muss natürlich im Hintergrund auch alle rechtlichen Sachen, alle Unterlagen usw., muss das alles koordinieren bis zum Notartermin und Übergabe.“
Mittlerweile werden Mietwohnungen eben nicht nur über einen Makler vermittelt. Oftmals werden diese verstärkt über Plattformen, wie Ebay oder Facebook, schnell und einfach angeboten und gefunden. Mit Eigeninitiative, einem guten Zeitmanagement und Geduld lässt sich vielleicht kostengünstig ein neues Zuhause finden.
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