Prävention in den Beratungsstellen
Die Polizei in Thüringen tut aktuell schon recht viel in Sachen Prävention für Senioren: Vor allem in den Beratungsstellen vor Ort, meist stundenweise, vereinzelt aber auch online, werden interessierte ältere Bürger vor allem über die Themen Eigentumsschutz, Diebstahlschutz und Sicherung von Gebäuden informiert. Auch Trickbetrug ist bei solchen Beratungen für Senioren oft Thema - doch gerade in diesem Bereich müsste noch viel mehr gemacht werden, findet Thomas Scholz, der stellvertretende Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Thüringer Polizei: „Die Prävention müsste dort mehr auch rangehen, dass die Leute dafür sensibilisiert werden, und nicht immer so blauäugig bei manchen Sachen reagieren“, so der Polizist. Die Möglichkeiten sind vielfältig: Im Altersheim, bei Seniorentagen oder auch an Ständen und im Bürgerbüro können gezielt Senioren angesprochen und für das Thema Betrug sensibilisiert werden.Automatismus erzeugen
Das Gefühl, dass sich die Betrugsfälle in letzter Zeit häufen, wird durch die mediale Präsenz vieler Fälle noch zusätzlich verstärkt. Laut Thomas Scholz sind die Zahlen aber definitiv auch nicht rückläufig. Auf Trickbetrüger fallen tatsächlich vorrangig Ältere herein: „Die Senioren sind da eben empfänglich dafür – wenn man dann selber in der Situation ist, reagiert man dann auch ein bisschen panisch, weil die ja mit den Gefühlen der alten Leute spielen“, erklärt Thomas Scholz. Daher vergessen die Senioren in ihrer Panik und ihrer Sorge um vermeintliche Angehörige oftmals das, was sie eigentlich schon viele Male gehört haben, nämlich beispielsweise den Grundsatz, keinem Fremden einfach so Geld zu geben. Daher ist das wichtigste Ziel in der Prävention, dass sich bei den Senioren eine Art Automatismus verfestigt: „Weil sie dann wissen, wie sie sich zu verhalten haben – wenn sie mal im Stress sind, greifen sie darauf zurück, weil sie wissen, 'Das hab ich schon X mal gehört'“, so Experte Thomas Scholz.Beliebte Maschen und was dann zu tun ist
Sehr häufig ist nach wie vor der sogenannte Enkeltrick: Dort gaukelt Ihnen ein Betrüger, meist am Telefon, vor, er sei Ihr Enkel oder ein sonstiger Verwandter und brauche nun dringend Geld – beispielsweise, weil er einen Unfall gebaut habe oder im Ausland festsitze. Hier wird also an Ihr Mitleid appelliert – fallen Sie nicht darauf herein! Fragen Sie ganz konkret nach, wer am Telefon ist, fragen Sie nach dem Namen oder sonstigen privaten Informationen Ihres angeblichen Enkels, die nur Ihr echter Enkel wissen kann.Auch falsche Polizisten rufen immer wieder bei älteren Menschen an oder stehen vor ihrer Tür. Auch hier gilt: Seien Sie wachsam, besonders wenn Geld oder Wertgegenstände von Ihnen gefordert werden, angeblich um diese sicher aufzubewahren. Ein echter Polizist wird nie einfach so Geld oder ähnliches von Ihnen fordern! Auch wenn Sie von der Nummer 110 angerufen werden, sollten Sie misstrauisch werden. Denn die Notrufnummer der Polizei ruft von sich aus niemanden an, sondern wird ausschließlich angerufen – von daher können Sie sich sicher sein, dass bestimmt nicht die echte Polizei am anderen Ende der Leitung sitzt.
Auch der klassische Handwerkertrick, um in Ihre Wohnung zu gelangen, ist immer noch verbreitet. Doch es wird auch niederschwelliger versucht: Unter dem Vorwand, sie bräuchten dringend einen Stift oder ein Glas Wasser, versuchen sich die Betrüger Zutritt zu Ihrem Haus zu verschaffen – und es entweder für einen späteren Einbruch auszuspionieren oder direkt Wertsachen zu stehlen. Deshalb sollten Sie nie einfach so einen Fremden hereinlassen – sondern anbieten, das Glas Wasser oder den Stift schnell selbst zu holen. Schließen Sie währenddessen aber auf jeden Fall die Tür!
Thema immer wieder ansprechen
Als Angehöriger können Sie am besten mithelfen, wenn Sie das Thema Betrug vermehrt ansprechen und Senioren immer wieder davor warnen, einfach so ihre Kontodaten oder auch Bargeld an Fremde herauszugeben. Gewisse Verhaltensweisen sollten Sie Ihren älteren Angehörigen immer wieder nahebringen: „Skepsis gehört mit dazu. Immer nachfragen, auch dort ziemlich direkt, wer dran ist – auch wenn man sich da verhört haben sollte, dann lieber noch ein zweites, drittes Mal, dass man sicher ist, dass man mit dem spricht, wo man auch glaubt zu sprechen“, rät Thomas Scholz. So kann ein möglicher Betrugsversuch in der Zukunft hoffentlich schneller erkannt und dann auch direkt bei der Polizei zur Anzeige gebracht werden.Ehrenamtliche Sicherheitsberater geben Tipps
Auch ehemalige Polizisten wie etwa Peter Göricke aus Mühlhausen tragen dazu bei, dass Senioren für die vielfältigen Gefahren sensibilisiert werden. Zusammen mit seinem Kollegen Klaus-Peter Örtel ist er ehrenamtlicher Sicherheitsberater für Senioren. Jeden ersten Dienstag im Monat bieten die Sicherheitsberater in Mühlhausen eine Sprechstunde an, bei der sich interessierte Rentnerinnen und Rentner rund um alle Sicherheitsthemen informieren können. Herr Göricke und Herr Örtel kommen aber gerne auch auf Anfrage direkt zu Ihnen nach Hause und beraten Sie dort. Auch als Verein oder Gruppe können Sie die beiden für Vorträge bei sich buchen. Sie erreichen die beiden immer dienstags und donnerstags von 10 bis 12 Uhr unter der 03601/404698.