Richter Rüdiger Richel beim Prozess. Bild: Silvio Dietzel
Direktes Geständnis
Der Angeklagte, ein 35 Jahre alter Mann aus der Region mit Alkoholproblem, gestand direkt nach der Anklageverlesung. Sein Verteidiger erklärte, dass sein Mandant alle Vorwürfe vollumfänglich einräumt. Gleichzeitig gab der Angeklagte zu, sich nicht mehr an den Unfalltag erinnern zu können. "Es war, als wäre der Tag aus meinem Leben gelöscht worden", sagte er später vor dem Gericht.
Der 35-Jährige ist unter anderem wegen fahrlässiger Tötung in sieben Fällen, fahrlässiger Körperverletzung und Fahrens ohne Fahrerlaubnis angeklagt. Laut Staatsanwaltschaft fuhr er betrunken und zu schnell auf einer Ortsumgehung von Bad Langensalza und geriet in den Gegenverkehr, wo er mit dem Auto der Jugendlichen zusammenstieß. Ein Gutachter vor Gericht erklärte, dass der Unfall vermeidbar gewesen wäre, wenn der Angeklagte langsamer gefahren wäre.
Zeugen und Familien sind immer noch sehr belastet
Die emotionale Verhandlung wurde durch die Anwesenheit der Angehörigen der Opfer verstärkt, die Fotos ihrer verlorenen Kinder präsentierten. Einige brachten die Bilder so an, dass auch der Angeklagte sie sehen konnte. Als eine Zeugin den Unfallablauf schilderte, brach lautes Schluchzen im Saal aus. Sowohl Zuschauer als auch Angehörige der Opfer rangen um Fassung. Die Zeugin berichtete unter Tränen, wie sie den jungen Leuten nicht helfen konnte und dass sie und ihre Kinder nach dem Vorfall in psychischer Behandlung sind.
Die Angehörigen zeigen mit Fotos ihrer verstorbenen Kinder Gesicht. Foto: Silvio Dietzel
Strafe finden viele zu mild
Plädoyers und ein Urteil werden voraussichtlich am Freitag erfolgen. Das Amtsgericht kann keine Freiheitsstrafe von mehr als vier Jahren verhängen.
Der Unfall sorgte weit über Thüringen hinaus für Schock und Anteilnahme. In den sozialen Netzwerken wurde heftig darüber diskutiert, und es wurden Forderungen nach schärferen Regeln für Alkohol am Steuer laut. Die große Trauer und Anteilnahme in der betroffenen Region zeigte sich bei einer ökumenischen Gedenkandacht, an der Hunderte Menschen teilnahmen. Das Mühlhäuser Gymnasium, das einige der jungen Opfer besuchten, pflanzte gemeinsam mit der Stadt eine Trauerweide zur Erinnerung an die Verstorbenen nahe der Schule. Eine Spendenaktion zur Unterstützung der Angehörigen der Opfer wurde gestartet, und auf der dazugehörigen Website sind Hunderte von Beileidsbekundungen zu lesen.
(Red./dpa)