Hoteliers und Unternehmer der Konsumgenossenschaften der Zentralkonsum eG haben jetzt einen Brandbrief an Bundeskanzler Olaf Scholz geschrieben. Darin fordern sie den Kanzler auf, die aktuelle Wirtschaftspolitik von Deutschland zu überdenken. Die Sanktionen schaden dem Mittelstand in Deutschland mehr als Putin, so die Botschaft der Unternehmer.
Hier können sie den Brief im Worlaut von der Seite der Konsumgenossenschaften downloaden
Gas-Kosten ab 2023 "nicht mehr stemmbar"
Zu den Unterzeichnern gehört auch Sebastian Löser, der Geschäftsführer vom Berghotel Oberhof und vom Dorotheenhof in Weimar. "Wir sehen die aktuelle Entwicklung bei den Energiepreisen und in der Kaufkraft der Bürger als sehr besorgniserregend für unsere Unternehmen", sagt der Hotelchef. "Schon in den letzten Monaten war zu spüren, wie viele Waren teurer wurden und dass die Lieferanten Zuschläge für gestiegene Spritkosten veranschlagen. Aber gerade in der Hotellerie verdienen wir unser Geld mit Service und hinzugekauften Waren - allein diese Preissteigerungen sind schon eine Mammutaufgabe für sich."
Noch viel größere Sorgen bereitet dem Hotelier allerdings eine Kostenstelle, die ab Oktober wie eine Lawine über Unternehmen und private Haushalte rollt. "Ab Oktober bezahlen wir alle die staatliche Energie-Umlage, dazu kommen für uns auslaufende Gasverträge zum Ende des Jahres. Im kommenden Jahr bedeutet das für uns einen massiven Kostenberg", erklärt Löser. So würden die Gaskosten von bisher rund 66.000 Euro im Jahr dann ab Oktober auf 250.000 Euro steigen, im Jahr 2023 summiere sich dann alles auf knapp eine halbe Million Euro. Das sei über den Hotelbetrieb überhaupt nicht finanzierbar.
Kaufkraft sinkt - Gäste bleiben aus
Eine komplette Umlage der gestiegenen Kosten auf die Hotelgäste ist laut dem Hotelchef keine Lösung. Immerhin müssen sich die Menschen ja auch den Hotelaufenthalt leisten können. "Wir haben bei den Buchungen im Sommer schon bemerkt, dass die Kaufkraft sinkt. Wir haben weniger Gäste als vorher", sagt Sebastian Löser. "Es zeichnet sich auch für den Herbst ab, dass es nicht besser wird. Das heißt, selbst wenn wir Kosten umlegen wöllten, bräuchten wir erstmal genügend Gäste, um etwas umlegen zu können."
Die Zukunftssorgen des Unternehmers sind konkret und liegen nicht in weiter Ferne: "Wenn im Herbst und Winter die Gäste ausbleiben können wir das eine Zeit lang überbrücken. Wenn das aber im Januar und Februar auch so bleiben sollte, muss man sämtliche Überlegungen anstellen, wie man das Unternehmen sichert."
Das diese Überlegungen dann drastisch ausfallen könnten, das klingt im Brandbrief der Unternehmer deutlich mit.