Jena stellt testweise Sitzgruppen auf
Gute Idee, dachte man sich da wohl in Jena und stellte ebenfalls Bank-Inseln an einer Straße im Damenviertel auf. Schön sehen sie aus, die kleinen Relax-Oasen in der Sophienstraße und auf dem Engelplatz - aber das kostet auch einiges. Für dem mehrmonatigen Feldversuch der Stadt kommen 21.700 Euro Mietkosten für die mobilen Lounge-Container - so ihre offizielle Bezeichnung - zusammen. Das sind 2330 Euro pro Stück und Monat.
"Für das Geld könnte man sich zwei schöne Wohnungen im Damenviertel hier in Jena mieten", sagt CDU Stadtrat Bastian Stein, der die Diskussion um die Fahrbahnrand-Bänke auf Twitter ins Rollen brachte. Natürlich verstünde er, dass das sowieso schon beliebte Damenviertel von Seiten der Stadt gern noch attraktiver ausgestaltet werden soll, doch seien die Nobel-Bänke am Straßenrand nicht der beste Weg - gerade auch mit Blick auf die Anwohner.
Stadt: Auf Bürgerwünsche reagiert
Stadtsprecherin Stefanie Braune erklärt allerdings, das man mit den Bänken gerade auf Wünsche der Jenaer eingegangen ist: "Wir möchten hier mehr Platz zum Verweilen anbieten, das war sowohl ein Wunsch aus der Bürgerschaft, als auch der Ortsteilbürgermeister. Die ersten Rückmeldungen, die wir nach dem Aufstellen bekommen haben, waren positiv. Zum Beispiel von Eltern, die sich gefreut haben, dass sie dort mit ihren Kindern Pause machen können, oder auch von älteren Menschen, die sich auf den Parklets ausruhen."
Natürlich gebe es auch Rückmeldungen vom Menschen, denen es sauer aufstößt, dass dort eben Parkplätze wegfallen, berichtet Braune. Man sei in der Stadt sehr gespannt, wie am Ende dann das Fazit ausfallen wird. Auch eine offizielle Befragung dazu wird dafür ausgewertet.
"Es gibt eine eine Online-Befragung per QR-Code an den Bänken, wo man sehr schnelle seine Rückmeldung geben kann. Außerdem gibt es die Möglichkeit im Rahmen der europäischen Mobilitätswoche im September und per E-Mail Rückmeldung zu geben. Dann sollen die Ergebnisse auch ausgewertet werden", erklärt Stefanie Braune das Vorgehen.
Stein: Idee gut - Umsetzung ausbaufähig
Die Platzierung im Damenviertel sei bewusst gewählt worden, weil es dort eben bisher kaum Sitzmöglichkeiten vorhanden sind. Man kann damit also auf einen Bedarf reagieren."An dem Ort bin ich tatsächlich ein bisschen unglücklich mit der Platzierung. Das ist eine Kreuzung, wo die Autos wenige Zentimeter an der Sitzgruppe vorbeifahren und es kommt noch hinzu, dass es wenige Meter von der Bank entfernt eine Bäckerei samt Tischen und Stühlen gibt, wo man sich hinsetzen kann. Ob das jetzt wirklich der beste Ort ist, um sowas aufzustellen, darüber kann man lange diskutieren", sagt Stadtrat Stein.
Finanziert wird das Experiment laut Stadt aus dem Geldtopf des sogenannten Klimapakts - sollte das Ergebnis positiv ausfallen, wird überlegt die Sitzgruppen für rund 18.000 Euro zu kaufen. Verglichen mit den jetzt hohen Mietkosten, wäre das dann schon wieder ein Schnapper. Zumal das Material, aus dem die Sitzgruppen bestehen, diese sehr langlebig und witterungsfest machen soll.
Versuch läuft noch bis Oktober
Grundsätzlich ist die Idee ja auch gut, sagt auch Bastian Stein, nur an der Platzierung der Relax-Inseln hapere es eben. "Man sollte sehr stark die Bewohner mit einbeziehen, was den geeigneten Standort betrifft. Die wissen es erfahrungsgemäß am besten, ob eine Bank hier eher störend ist, weil beispielsweiser der Parkplatz dringend benötigt wird, oder wo ein weitaus besserer Standort wäre, wo Sitzmöglichkeiten fehlen", schlägt Stein vor.
Eine weitere Möglichkeit wäre, Geschäfte und Vereine finanziell bei der Anschaffung von Bänken und Sitzgruppen zu unterstützen, die dann aber auch die Verantwortung und Pflege übernehmen, so Stein. Dies würde in Wien schon erfolgreich praktiziert.
Was Menschen, die wir direkt vor Ort getroffen haben, zu den neuen Sitzmöglichkeiten sagen, hören Sie hier: