Mit dem Rad unterwegs in Thüringen - Ist das sicher?

Radfahren ist nicht nur ein tolles Hobby, auch für den Weg zur Arbeit oder Schule, ist für viele Thüringer der Drahtesel die erste Wahl. Klar, gerade für kurze Strecken spart man sich so die stressige Parkplatzsuche, Staus und eben auch Geld. Trotzdem geht's nicht immer ideal zu, wenn Radfahrer, Autofahrer und Fußgänger sich Wege teilen müssen. Frust auf allen Seiten könnte vermieden werden, wenn für jeden Platz im Verkehr eingeräumt wird, aber die Realität seht in Thüringen leider oft anders aus. 

Männer fahren häufiger Fahrrad als Frauen


Aktuell nutzen 35% der Thüringer regelmäßig ihr Fahrrad. Das geht aus dem Fahrrad-Monitor des Sinus Instituts hervor. Damit liegt Thüringen sogar unter dem Bundesdurchschnitt. Dabei greifen Männer häufiger zum Rad als Frauen. Das ist ein schlechtes Zeichen, sagt uns Thilo Braun vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). "Wenn Frauen weniger fahren, bedeutet das, die Infrastruktur ist nicht in Ordnung", sagt Braun im LandesWelle Interview.

Sicherheit spielt hier auch eine große Rolle. Männer fahren demnach häufiger Rad, weil es eine Herausforderung sei. Frauen sind dafür mehr auf Sicherheit bedacht und fühlen sich bei schlechter Infrastruktur unsicher. Oft müssen sich Radfahrer die Wege mit Autofahrern teilen. Dabei kommt es immer wieder zu gefährlichen Situationen. Kein nötiger Sicherheitsabstand beim Überholen, zu dichtes Auffahren oder kein Ausweichen, sind hier nur ein paar Beispiele, die Thilo Braun nennt.

Die Gefahr lauert auf der Landstraße


In Thüringen gibt es zum Glück trotzdem vergleichsweise wenige Unfälle mit Fahrrädern. Trotzdem sind die Zahlen der Unfälle in den Städten größer als im ländlichen Raum. Zum Glück seien die, so Braun, aber weniger folgenreich.

Der Grund dafür ist, dass in den Städten eine nicht so hohe Geschwindigkeit erreicht wird, wie zum Beispiel auf Überlandstraßen. Die Zahlen sind dort zwar niedriger, die Folgen aber gravierender. Der Großteil der tödlichen Radunfälle passiert demnach auf Landstraßen.

Grund dafür ist die schlechte Infrastruktur im ländlichen Raum, sagt Braun. Thüringen ist Schlusslicht, was Radwege betrifft. In den letzten Jahren hat sich daran auch nicht viel geändert.

Pro Jahr werden in Thüringen gerade einmal acht Kilometer Radweg gebaut. Das Geld sei einfach nicht da. Laut Braun wird das Geld eher genutzt, um vorhandene Straßen instand zu setzen, anstelle von Radwegen zu bauen. Daher gibt es nun das Thüringer Mobilitätsnetzwerk. Dort soll sich die Arbeitsgruppe "Radwege" um genau solche Probleme kümmern.

Eine Herausforderung für Fahrradfahrer


Grade Arbeitswege über Landstraßen sind eine Gefahr. Zu hohe Geschwindigkeiten, zu kleine Sicherheitsabstände und schlecht einsehbare Bereiche, durch Kuppen bilden eine Gefahr für Radfahrer. "Das ist purer Stress", sagt Thilo Braun. Gerade wenn das Auto von hinten käme, wüsste man nie, ob man rechtzeitig gesehen wurde oder ob der Sicherheitsabstand reichen würde.

Vor allem unerfahrene oder neue Radfahrer sind auf Landstraßen gefährdet. Neue Wege zu bauen sei aber trotzdem herausfordernd. "Uns hat man mehr oder weniger gesagt, wenn da nicht genug Radfahrer über den Haufen gefahren wurden, passiert da gar nix", sagt Braun. Man muss also nachweisen, warum dort ein Radweg gebaut werden soll. Trotzdem kann man sich an den Baulastträger der Straße wenden. Ob das am Ende aber zum Erfolg führt, kann man nicht sagen.

Positive Beispiele


Es gibt aber auch Positivbeispiele. Laut Braun sind die touristischen Radwege in Thüringen sehr gut ausgebaut. Der Ilm-Radweg sei hier hervorzuheben. Dort ist die Ausschilderung und Wegweisung sehr gut. Gerade der Ilm-Kreis ist im Bereich "Fahrrad" sehr bemüht, sagt Braun. In Erfurt gäbe es auch Bemühungen. "Aber es ist kein durchgehendes Netz", erklärt Braun.


Radfahren in Thüringen ist also eine Herausforderung. Gerade im ländlichen Gebiet gibt es großes Gefahrenpotential. Aber auch die Städte müssen nachbessern, um das Fahrradfahren attraktiver zu machen. Wichtig ist aber immer: gegenseitige Rücksichtnahme. Damit wir alle am Ende sicher an unser Ziel kommen.

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