Viel Quereinsteiger steigen aus
Doch es gibt einen Haken, denn viele der Quereinsteiger werfen auch schnell wieder das Handtuch. Nach Informationen der Bild soll jeder zehnte der Berufswechsler dem Lehramt schon wieder den Rücken gekehrt haben.
Die Probleme lägen dabei weniger in fachlichen Bereich, sondern eher im Administrativen. Das bestätigt auch Frank Fritze, Landesvorsitzender Thüringer Lehrerverband. Er sagt, die Quereinsteiger sind mittlerweile wichtiger Bestandteil der Unterrichtsabsicherung in Thüringen geworden - ohne sie geht es einfach nicht mehr, aber es muss sich besser um die Seiteneinsteiger gekümmert werden. "Das Problem ist, sie müssen von Anfang an Unterricht halten, wissen aber oftmals gar nicht, wie Schule funktioniert. Das fängt an bei der Planung von Unterricht, geht weiter über Notengebung, Klassenbücher ausfüllen und so weiter."
Weiterbildung soll Grundkenntnisse vermitteln
Diese Kenntnisse soll eigentlich eine verpflichtende Weiterbildung für die Seiteneinsteiger vermitteln - und zwar bevor diese zum ersten Mal mit Schülern in Kontakt kommen. "In der Praxis sieht's aber natürlich anders aus. Die neuen Lehrer geben von Anfang an Unterricht und müssen sich nebenbei qualifizieren", erklärt Fritze.
Diese Aussage bestätigt auch Quereinsteigerin Franziska Mehling im LandesWelle-Interview. Sie ist zu Beginn des aktuellen Schuljahres in den Lehrbetrieb eingestiegen. "Das ist tatsächlich sehr unterschiedlich, wie die Quereinsteiger ausgebildet werden. Ich bin tatsächlich ohne jegliche Information vor die Klasse getreten", berichtet Mehling. "Ich hatte zu Beginn die Möglichkeit zu hospitieren, das würde ich auch jedem raten. Es gibt zwar die Intensivkurse für Quereinsteiger, aber das heißt nicht, dass die auch vor dem Eintritt ins Schul-Leben stattfinden."
"Schule ist komplizierter geworden"
Ein weiteres Problem sei, so Fritze, dass Schule insgesamt komplizierter geworden ist - das wäre auch eine große Aufgabe für gestandene Lehrer. "Das geht los bei der Integration, bei der Migration, wir haben die unterschiedlichsten Schüler mit den unterschiedlichsten Vorrausetzungen in den Klassen sitzen und es soll nach Möglichkeit auf jeden einzelnen eingegangen werden."
Im Thüringer Landtag wird derzeit ein Antrag der CDU-Fraktion beraten, in dem unter anderem verbindliche Standards für die Qualifizierung und Zulassung von Seiteneinsteigern verlangt werden. Gefordert wird unter anderem eine dreimonatige Einstiegsfortbildung, bevor Quereinsteiger zum ersten Mal vor einer Klasse stehen sollen. Bisher gibt es vierwöchige Kurse. Zudem soll es für die Neulinge Mentoren geben. Das Bildungsministerium will zudem über neue Ausbildungsmodelle mit den Hochschulen diskutieren.