Ist Geld auch in der Partnerschaft ein Tabuthema?

Früher hieß es immer 'Über Geld spricht man nicht, das hat man'. Während heute in der Öffentlichkeit viel ausgiebiger über Anlagen, Löhne und Ersparnisse diskutiert wird, bleibt das Geld im Privaten oft ein Tabuthema - und das sogar in der Partnerschaft. 

Paartherapeutin: Geld sollte Thema sein


Prof. Dr. Ines Iwen ist Paartherapeutin aus Weimar und erklärt, wie es zum Stillschweigen über die Finanzen in der Beziehung kommen kann: "Ich kann mir vorstellen, dass ein Grund auch darin liegt, das man sich in der Kennenlern-Phase ja auch gut verkaufen möchte. Und je nachdem, welche Rolle die Finanzen beim Gegenüber spielen, würde man da mehr in einem positiven oder negativen Licht stehen - sowas versuchen manche eher zu vermeiden. Wenn man das Thema in der Kennenlern-Phase aber nie besprochen hat, dann bleibt das Schweigen unter Umständen auch später bestehen."

Gerade, wer beim Thema Finanzen einen falschen Eindruck erweckt, ohne die Karten auf den Tisch zu legen, der kann mitunter eine junge Beziehung frühzeitig belasten. "Es gibt ja kaum Paare, wo das Thema Geld gar keine Rolle spielt. Selbst bei sehr vermögenden Menschen spielt die Offenlegung auch eine große Rolle, sie heiraten ja auch selten unter ihrem Stand. Es spielt also auch bei der Partnerfindung eigentlich schon eine große Rolle", sagt die Therapeutin. 

Schweigen über Geld ist nicht generationenabhängig


Trotz aller Romantik und Liebe ist es wichtig, grundsätzlich über die gegenseitige finanzielle Situation zu sprechen - spätestens bevor man sich das Ja-Wort geben möchte. Wer heiratet haftet nämlich mitunter auch für die Schulden des Partners und auch für eventuelle Krisenphasen sollte Klarheit herrschen, ob man zum Bespiel im Grundbuch des Hauses mit eingetragen ist, in dem man vielleicht schon seit Jahrzehnten lebt, so Iwen. 

Das heutzutage weniger in der Partnerschaft über Geld gesprochen wird, oder das das Thema gar eine Generationensache ist, glaubt die Psychologin nicht - es sei aber tatsächlich davon abhängig, welche Ansichten man über die klassischen Geschlechterrollen und das gelebte Familienmodell habe. 

Konto-Modell verschafft Unabhängigkeit und Übersicht 


Ein gut praktizierbares Modell, für Partner die zusammen Wirtschaften, aber auch ihren finanziellen Freiraum haben möchten, sei es, ein drittes, gemeinsames Konto anzulegen, auf das beide Partner einen gleichen prozentualen Teil ihres Einkommens einzahlen. So bleibt die finanzielle Last fair verteilt und man behält gemeinsam einen guten Überblick über Ausgaben und Möglichkeiten.

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