Einen Prominenten Fürsprecher bekam die Vier-Tage-Woche zuletzt am 1. Mai, wo sich Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow in seiner Rede zum tag der Arbeit für das neue Arbeitszeitmodell einsetzte. Ramelow, der vor seiner Karriere als Politiker viele Jahre Gewerkschaftsfunktionär gewesen war, erinnerte an den Kampf für den Acht-Stunden-Tag im 19. Jahrhundert. "Die Forderung damals war unvorstellbar", sagte Ramelow. Heute schrieben wieder einige, die Forderung nach einer Vier-Tage-Woche sei unvorstellbar. Dabei kenne er bereits Firmen, die damit werben.
Bei 10 Stunden pro Tag ist keine Minute mehr erlaubt
Wir haben beim Erfurter Anwalt für Arbeitsrecht, Dr. Jürg Kasper, nachgefragt, ob allein nach dem Arbeitsrecht die Einführung der kürzeren Arbeitswoche so einfach möglich wäre. Er sagt, ja, doch es gibt Fallstricke: "Theoretisch dürfen sie die 4-tage Woche einführen, praktisch wird das auf Probleme stoßen. Das Arbeitszeitgesetz sieht vor, dass man maximal 10 Stunden am Tag arbeiten darf. Das ist es eine ganz einfache Mathematik, vier Tage mit 10 Stunden sind 40 Wochenstunden, das heißt, sie dürfen nicht eine Minute Überstunden leisten, sonst begeht der Arbeitgeber eine Ordnungswidrigkeit."
Arbeitgeber darf nicht einfach Gehalt kürzen
Am Ende käme man hier wohl nicht umhin, das Arbeitszeitgesetz anzupassen, sagt der Anwalt. Eine anderes Modell der 4-Tage-Woche sieht eine Reduktion der Arbeitszeit vor, damit viele nicht nur der fünfte Arbeitstag, sondern auch 8 Stunden der vertraglichen Wochenarbeitszeit weg. "Bei vollem Lohnausgleich, ist das einfach mögliche, weil das für den Angestellten rechtliche Vorteile enthält", erklärt Kasper. "Wenn es aber darum geht, dann entsprechend auf Vergütung zu verzichten, müssen beide Seiten einverstanden sein und es bedarf eines Änderungsvertrages."
Rechtlich möglich, wirtschaftlich schwierig
Auch, wenn die rechtlichen Hürden für die Einführung einer verkürzten Arbeitswoche auf den ersten Blick nicht sonderlich hoch erscheinen, gibt Kasper zu bedenken, dass wirtschaftlich in vielen Bereichen einfach die Möglichkeiten fehlen. "Ich denke aus zwei Gründen ist es schwierig, dass umzusetzen. Zum einen, weil wir viele Branchen haben, wo das alleine schon denklogisch aufgrund von beispielsweise Schichtsystemen und Wochenendarbeit nicht geht. Zum anderen gibt es den wachsenden Fachkräftemangel. Wir haben viele Branchen, die händeringend Arbeitskräfte suchen und da ist das natürlich alles andere als produktiv, wenn wir dann noch über die Stundenreduzierung reden."
Die Richtung der Wochenarbeitszeit werde sich trendgemäß wahrscheinlich weiter nach unten bewegen, jetzt aber eine 4-Tage-Woche übers Knie zu brechen, das werde sich unsere Volkswirtschaft nicht leisten können, schließt der Anwalt.