BI: Einigung aus dem letzten Jahr funktioniert nicht
Dass der spürbare Klimawandel ursächlich für die Wassernot in geradezu allen Thüringer Flüssen und Stehgewässern ist, ist eine naheliegende Vermutung. Die BI sieht eine Mitschuld jedoch auch bei den Talsperren und der stromgewinnenden Westringkaskade. Dazu hatte es im vergangenen Jahr eine vielversprechende Einigung gegeben. Die Thüringer Fernwasserversorgung wollte künftig im Winter weniger Wasser aus den Talsperren Schmalwasser und Tambach Dietharz ablassen. Das, was dann mehr drin ist, sollte die Apfelstädt im Sommer bekommen.
Nun ist der Sommer erneut da und bei der Bürgerinitiative herrscht wütende Ernüchterung. "Man setzt sich weiter über das Wissen und den Willen der Bürger hinweg, indem man einfach mit Machtarroganz sagt, wir wissen, was für euch gut ist und setzen das so um. Und da werden wir massiv gegen vorgehen", sagt Rico Heinemann von der Bürgerinitiative „Lebensraum Apfelstädt“.
BI kritisiert "Unantastbarkeit" der Westringkaskade
Derzeit läuft ein auf fünf Jahre angelegtes Prüfverfahren darüber, wie viel Wasser die Apfelstädt benötigt. Begleitet wird das durch einen Begleitausschuss, in dem auch die BI vertreten ist. Viel Mitspracherecht habe man da allerdings nicht, beklagt Heinemann. "Die Krux an der ganzen Sache ist, wir bekommen dort nur gesagt, was die Thüringer Fernwasserversorgung vor hat, wir dürfen auch selber was sagen, aber berücksichtigt wird das nicht", beklagt Heinemann. "Der illegale Betrieb der Westringkaskade ist nicht mal Bestandteil des Begleitausschusses. Man hält einfach daran fest, experimentiert jetzt fünf Jahre an einem trockenen Fluss und wird es nicht hinkriegen."
Thüringer Fernwasserversorgung: Nach objektiven Kriterien entscheiden
Hans-Dieter Linz, Geschäftsbereichsleiter Betrieb der Thüringer Fernwasserversorgung (TFW) , versteht die Bedenken der Anwohner, betont aber auch, dass sich der Begleitausschuss nach objektiven Kriterien richten muss. "In diesem Begleitausschuss werden die Ergebnisse des Monitorings besprochen und daraufhin ein Plan gemacht, wie man denkt, weiter zu agieren. Die Bürgerinitiative gibt dort ihre Meinung wieder. Es ist aber nicht so, dass die Meinung, die die BI vertritt, von den Leuten, die sich mit sowas auskennen zu 100 Prozent geteilt wird", sagt Linz.
Alle Flüsse in Thüringen von Trockenheit betroffen
Die Absicht der BI sei, dass die Apfelstädt immer und vollständig durchflossen wird, so Linz. Dem stünde die Meinung der anderen Verhandlungsparteien gegenüber, dass die Apfelstädt immer schon an bestimmten Punkten im Sommer trocken war. "Wir haben jetzt auf der einen Seite eine leere Talsperre und wir haben trotzdem eine trockene Apfelstädt - das wollen wir vermeiden", erklärt Hans-Dieter Linz. "Dazu haben wir ja das mehrjährige Monitoring mit unterschiedlichen Wassermengen, die man in die Apfelstädt einleitet, vereinbart. Wir befinden uns jetzt erst im ersten Jahr, wo wir mit den 0,4 Kubikmetern pro Sekunde angefangen haben und jetzt dazu Daten sammeln."
Die verpflichtende Mindestwasserabgabe aus den Talsperren sei jetzt schon höher, als das, was den Talsperren zufließt, mahnt Linz im Hinblick auf die wichtigen Thüringer Nutzwasserspeicher. Die Trockenheit sei für alle Flüsse im Freistaat ein massives Problem.
BI will Schäden dokumentieren
Die Bürgerinitiative verweist unterdessen auf zahlreiche große, alte Bäume die jüngst am Fluss entfernt werden mussten, da diese die anhaltende Trockenheit nicht überlebt hätten. Diese und weitere Schäden im Biotopbereich an der Apfelstädt zu dokumentieren, dazu ruft die Bürgerinitiative nun die Bevölkerung auf. Um Aktionen vorzubereiten, werden die Bürger des Landkreises Gotha gebeten, der BI aktuelle Bilder zuzusenden (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!) . Wenn möglich, sollten es Vorher-/Nachheraufnahmen mit Ortsbezeichnungen und Datumsangaben sein.