Bauernproteste in Thüringen

Auch der Thüringer Bauernverband nimmt an der Aktionswoche „Genug ist genug“ teil. Zum Auftakt waren am heutigen Montag tausende Landwirte mit ihren Traktoren auf den Straßen in ganz Deutschland, und auch in Thüringen unterwegs, und haben Autobahnauffahrten und Landstraßen blockiert, um gegen die Sparpläne des Bundes zu protestieren. Konkret geht es darum, die Kfz-Steuer für die Bauern (das sogeannte „grüne Kennzeichen) und auch die Streichung der Agrardieselrückerstattung zurückzunehmen.

Staus, Blockaden, Verkehrsbehinderungen


Am frühen Montagmorgen starteten Landwirte, Handwerker und auch Fuhrunternehmer in ganz Thüringen ihre Blockaden: Im Eichsfeld blockierten sie die Zufahrt nach Heiligenstadt und die A38. Für 12 Uhr war eine Kundgebung auf dem Marktplatz in Heiligenstadt geplant, die Straßenblockaden seien bis 17 Uhr angemeldet.

Auch in Ostthüringen sorgten Protestler für Behinderungen: Bauern des Altenburger Landes blockierten die Autobahnzufahrten der A4 bei Schmölln und Ronneburg.

Sammelpunkte für viele Landwirte in Westthüringen waren Andisleben und Gebesee. Die Fahrer von verschiedenen Konvois trafen sich am Kreuz Andisleben und fuhren über die B4 – in Begleitung der Polizei – in Richtung Erfurt.
In Erfurt selbst hatte die EVAG Umleitungen für verschiedene Buslinien eingerichtet.


(Foto: Traktorkonvoi in Erfurt)

Auch aus Richtung Süden machten sich zahlreiche Landwirte auf den Weg in die Landeshauptstadt. Behinderungen gab es beispielsweise im Landkreis Schmalkalden-Meiningen im Bereich Frankenheim und auf der B85 am Ortseingang Kaltensundheim. Auch in Meiningen und Hildburghausen waren viele Straßen durch Traktor-Konvois dicht.

Auf der B19 rund um Eisenach gab es ebenfalls zahlreiche Staus. Mittendrin befand sich LandesWelle Thüringen-Reporter Michael Schemat, der mit den im Stau stehenden Autofahrern gesprochen hat und hauptsächlich Unterstützer für die Protestaktion fand: „Ich find’s gut. Das funktioniert mit den Bauern so nicht. Es ist berechtigt, was sie machen und hoffentlich funktioniert’s“, fand beispielsweise Johannes, der eigentlich nach Rosenheim auf Arbeit wollte, aber stattdessen im Stau feststeckte.

Etwa 1.600 Traktoren in der Erfurter Innenstadt


Ziel von vielen Traktoren und deren Landwirten: die Erfurter Innenstadt, wo am Vormittag eine Kundgebung stattfand. Der bereits im Vorherein gesperrte Juri-Gagarin-Ring war am Vormittag bereits voll, weshalb weitere Traktoren auf die Stauffenberg-Allee verteilt wurden.
Nach Polizeiangaben nahmen an der Kundgebung etwa 4.500 Teilnehmer teil. Die Stimmung bei der Kundgebung war teils aufgeheizt. Beispielsweise wurde immer wieder der Redebeitrag von Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) mit lauten Pfiffen und Zwischenrufen wie „Hau ab!“ unterbrochen.


(Foto: Traktoren blockieren Hauptstraßen in Erfurt)

Zwei Verletzte bei Protest im Eichsfeld


Beim Bauernprotest im Eichsfeld sind, laut Polizeiangaben, zwei Männer verletzt worden. Ein Autofahrer hatte demnach einen Demonstranten angegriffen, der wiederum den Fahrer angriff und leicht verletzte. 
In Jena wiederum sei eine nicht angemeldete Straßenblockade als Nötigung gewertete worden. Diese war auch nach der Aufforderung durch das Ordnungsamt nicht beseitigt worden. 

Unterstützung auch von Handwerkern und LKW-Fahrern


Doch nicht nur die Bauern nutzten den Wochenauftakt, um zu protestieren. Unterstützt wurden sie ebenfalls von Handwerkern oder LKW-Fahrern, die mit der Landwirtschaft eng zusammenarbeiten. Einer von ihnen ist Helmut. Der LKW-Fahrer unterstützt die Proteste, obwohl es Speditionsfahrern nicht gestattet ist: „Wir fahren auch im Korso im Deckmantel von einem Traktor. Ein Traktor fährt, aber wir sind mit etwa 80 LKW dabei. Denn wir dürfen nicht streiken. Wir sind zum Erhalt der deutschen Wirtschaft verpflichtet. […] Aber: Wir machen das doch hier nicht für uns alleine! Wir bezahlen alle mehr!“
 

Mehrere Thüringer Schulen wegen Bauernprotesten geschlossen


Die Protestaktion hatte aber auch noch weitreichendere Auswirkungen: An mindestens einem Dutzend Schulen in Thüringen ist am Montag der Unterricht ausgefallen. Der Schwerpunkt sei im Stadtgebiet Gera gelegen, aber auch an anderen Orten gab es Schulschließungen. Eine Notbetreuung sei aber in der Regel gegeben gewesen.
Wie die Lage in den nächsten Tagen aussieht, muss sich nun zeigen.

Meinungen aus Thüringen


Zahlreiche Thüringer haben uns am LandesWelle Thüringen-Telefon ihre Zustimmung zu den Bauernprotesten erklärt: „Die Bauern haben meinen vollen Respekt, denn ohne Bauern gibt es kein Essen auf dem Tisch!“, erklärte uns eine Hörerin über eine WhatsApp-Sprachnachricht.

Es gab aber auch kritische Meinungen. Katja schrieb: „Ich habe kein Verständnis dafür, wenn die Aktion, denn wenn Straßen dicht sind werden, kranke Menschen, die zur Dialyse oder Chemo müssen die Leidtragenden sein werden. Der Vater des Gedanken ist nicht verkehrt, aber sehr egoistisch und unverhältnismäßig.“

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